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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Intraindividuelle Varianz der Blutglukose in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der letzten Kalorienaufnahme – Ergebnisse einer Kohorte von 35.869 Patienten in der primärärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

  • Susanne Moebus - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen
  • Jens Hanisch - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen
  • Peter Bramlage - Institut für Klinische Pharmakologie, Medizinische Fakultät, TU Dresden, Dresden
  • Jürgen Wasem - Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftungslehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • Karl-Heinz Jöckel - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds629

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds629.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Moebus et al.
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Gliederung

Text

Einleitung/Hintergrund: Eindeutige Empfehlungen zur Bestimmung von Nüchtern-Blutglukose existieren nicht. Für epidemiologische Studien ist die Vorgabe der Nüchtern-Bestimmung sehr aufwändig, zumal der Nüchternstatus nicht wirklich objektivierbar ist, die Studiendurchführung dadurch erschwert wird und der Einfluss auf die Teilnahmebereitschaft nicht unterschätzt werden darf. Ziel dieser Analyse war ein intraindividueller Vergleich von Blutglukose-Werten im Hinblick auf den Zeitpunkt der letzten Kalorienaufnahme.

Material und Methoden: Bei 35.869 konsekutiv eingeschlossenen Patienten (61.1% Frauen, Altersrange 18-99) aus 1511 Arztpraxen erfolgten, im Rahmen der Prävalenzbestimmung des Metabolischen Syndroms, Blutglukose-Messungen in einem Zentrallabor. Der Nüchternstatus wurde durch Abfrage von Art/Uhrzeit der letzten Mahlzeit/des letzten Getränks erfasst. Nicht-nüchterne Patienten mit unklarem Befund im Blutzuckerschnelltest (100-200mg/dL) wurden zu einer Nüchtern-Bestimmung erneut einbestellt. Eine Patientenstichprobe (30% aller Patienten) wurde unabhängig vom Nüchternstatus ebenfalls erneut einbestellt, um die intraindividuelle Varianz sowie regression-to-the-mean-Effekte bestimmen zu können.

Ergebnisse: Patienten mit bekanntem Diabetes wurden von der Analyse ausgeschlossen. Insgesamt lagen 1.294 Blutproben von Patienten mit nüchtern/nüchtern (Gruppe-I) sowie 7.642 Blutproben mit nicht-nüchtern/nüchtern Testergebnissen vor (Gruppe-II). In Gruppe-I wurde ein initial unter 100mg/dl liegender Nüchtern-Blutglukosewert bei 91% dieser Patienten auch in der Wiederholungsmessung bestätigt. Dagegen konnte ein erhöhter Nüchtern-Glukosewert >100mg/dl nur bei 55% der Patienten in der Wiederholungsmessung bestätigt werden. In Gruppe-II wurde ein über 100mg/dl liegender Glukosewert in 89%, ein unter 100 mg/dl liegender Wert in nur 30% aller Patienten bestätigt. Der Korrelationskoeffizient von Nüchtern- und Nichtnüchtern-Blutglukosewerten lag bei 0,54 (Gruppe-I), 0,43 in Gruppe-II. Stratifiziert nach dem Abstand zur letzten Kalorienaufnahme ergibt sich als höchste Differenz zwischen Erst- und Wiederholungsmessung 14,6 mg/dl bei einem Nüchternstatus <1 Stunde. Keine Unterschiede in den Glucosegehalten waren zwischen einem Nüchternstatus von 4-5 Stunden und >8 Stunden erkennbar.

Diskussion/Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu niedrigen Blutglukosewerten, lassen sich erhöhte Blutglukosewerte (>100mg/dl) bei Wiederholungsmessungen häufig nicht bestätigen. Die Kalorienaufnahme scheint bereits nach 4 Stunden keinen Einfluss mehr auf die Höhe der Blutglukose zu haben.