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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Bedeutung und Bewertung qualitativer Studien in der EbM

Meeting Abstract

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  • Thorsten Meyer - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds626

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds626.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Meyer.
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Gliederung

Text

Ausgangspunkt der EbM ist das klinische Problem. Bestimmte klinisch relevante Fragestellungen können jedoch nicht mit den Methoden der klinischen Epidemiologie beantwortet werden [3], z.B. wenn subjektive Bedeutungen der Betroffenen einen zentralen Stellenwert haben oder bislang unbekannte Faktoren für Problemstellungen identifiziert werden sollen. Hier können qualitative Studien wertvolle Beiträge leisten. Der vorliegende Beitrag führt verschiedene Ansätze der Bewertung qualitativer Studien zusammen und zeigt Besonderheiten der kritischen Bewertung qualitativer Studien auf.

Zentrale Ansätze der kritischen Beurteilung qualitativer Studien wurden in der internationalen medizinischen Literatur identifiziert. Ihre unterschiedlichen Kriterien wurden vor dem Hintergrund einer ausführlichen Auseinandersetzung mit Kriterien qualitativer Forschung aus den Sozialwissenschaften vergleichend analysiert.

Ausgehend von den Pflegewissenschaften haben prominente medizinische Zeitschriften (u.a. BMJ, Lancet, JAMA) eigene Ansätze zur Bewertung qualitativer Studien formuliert, ebenso der Bereich des Health Technology Assessments. Die Anwendbarkeit des „Checklisten“-Ansatzes zur Bewertung qualitativer Studien ist jedoch grundsätzlich infrage gestellt worden [1], was insbesondere in den inhaltlich und methodisch deutlich divergenten qualitativen Forschungsansätzen begründet ist. Die einzelnen an prominenter Stelle veröffentlichten Checklisten beinhalten jeweils unterschiedliche Aspekte der folgenden, in Anlehnung an Steinke [8] formulierten Kriterien [6]: Intersubjektive Nachvollziehbarkeit, Indikation des Forschungsprozesses, Empirische Verankerung, Limitationen (Beschreibung der Kontexte und Identifikation relevanter Bedingungen), Kohärenz der Theorie, Relevanz, Reflektierte Subjektivität, Multiperspektivität, Gerechter Umgang (fair dealing).

Die Bearbeitung klinischer Problemstellungen muss auch auf Erkenntnisse qualitativer Studien zurückgreifen können. Da qualitative Forschung auf eigenen, z.T. divergierenden epistemiologischen Grundlagen basiert, ist eine einfache Übertragung des vertrauten Critical Appraisal Ansatzes in Form von Checklisten nur eingeschränkt möglich und sinnvoll. Zur Zeit unterscheiden sich die publizierten Ansätze zur Bewertung qualitativer Studien in der Medizin substanziell. Eine notwendige gemeinsame Basis zur Integration von Erkenntnissen aus qualitativen Studien in die medizinische Versorgung sollte u.a. dazu dienen, eine qualitätsbasierte Auswahl qualitativer Studien zur Erstellung systematischer Übersichtsarbeiten treffen zu können.


Literatur

1.
Barbour RS. Checklists for improving rigour in qualitative research: a case of the tail wagging the dog? BMJ. 2001;322:1115-7.
2.
Giacomini MK, Cook DJ, for the Evidence-Based Medicine Working Group. Users’ guide to the medical literature. XXIII. Qualitative research in health care. Are the results of the study valid? JAMA. 2000;284:357-62.
3.
Green J, Britten N. Qualitative research and evidence based medicine. BMJ. 1998;316:1230-2.
4.
Malterud K. Qualitative research: standards, challenges, and guidelines. Lancet. 2001;358:397-400.
5.
Mays N, Pope C. Assessing quality in qualitative research. BMJ. 2000;320:50-2.
6.
Meyer T. Kritische Bewertung von Qualitativen Studien. In: Kunz R, Ollenschläger G, Raspe H, Jonitz G, Kolkmann F-W: Lehrbuch evidenzbasierte Medizin. (2. Auflage). Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 2007.
7.
Murphy E, Dingwall R, Greatbatch D, Parker S, Watson P. Qualitative research methods in health technology assessment: a review of the literature. Health Technol Assessment. 1998;2(16).
8.
Steinke I. Kriterien qualitativer Forschung. Ansätze zur Bewertung qualitativ-empirischer Sozialforschung. Weinheim: Juventa; 1999.