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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Epidemiologische Untersuchungen in der interdisziplinären Reproduktionsmedizin auf der Basis eines Integrierten Andrologischen Informationsmanagementsystems (IAIMS)

Meeting Abstract

  • Bernadett Hellwig - Justus-Liebig-Universität, Gießen
  • Hans-Christian Schuppe - Justus-Liebig-Universität, Gießen
  • Johannes Müller - Justus-Liebig-Universität, Gießen
  • Henning Schneider - Neurologische Klinik, Braunfels
  • Rainer Röhrig - Justus-Liebig-Universität, Gießen
  • Kurt Marquardt - Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Gießen
  • Wolfgang Weidner - Justus-Liebig-Universität, Gießen

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds555

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds555.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Hellwig et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Reproduktionsmedizin ist eine interdisziplinäre medizinische Fachrichtung, getragen von Gynäkologie, Andrologie, Urologie, Endokrinologie, Humangenetik und Psychosomatischer Medizin. Für eine erfolgreiche Therapie ist eine enge Verzahnung der Fachdisziplinen in Diagnostik und Therapie notwendig. Daraus resultieren spezielle Anforderungen an den Informationsaustausch und die Informationsdarstellung [1], [2], [3], [4].

Bisher gab es nur fachrichtungseigene Module, die den Anforderungen eines integrierten andrologischen Informationsmanagementsystems (IAIMS) nicht gerecht werden. Das Ziel der Arbeit war die Entwicklung eines übergreifenden IAIMS innerhalb des klinischen Arbeitsplatzsystems (KAS), um Daten sowohl den behandelnden Ärzten als auch für Forschungsprojekte zur Verfügung zu stellen.

Methodik: Zunächst wurde eine Workflow-Analyse in den einzelnen Fachrichtungen durchgeführt und ein Datenbankdesign zur Erfassung aller relevanten Parameter entworfen. Dies umfasst anamnestische, klinische, endokrinologische, histologische, humangenetische und intraoperative Parameter des Patienten, Angaben zur Kryokonservierung von Gameten sowie gynäkologische Befunde der Partnerin. Darüber hinaus wurde mit den Fachexperten ein Diagnosekatalog in Anlehnung an die WHO [5] unter nosologischen Gesichtspunkten definiert. Aufgrund der gut strukturierten, standardisierten Domäne wurde ein Relationales Datenmodell anstatt eines generischen Modells gewählt [6], [7].

Es erfolgte die Implementierung eines IAIMS als Modul des klinischen Arbeitsplatzsystems KAOS (Eigenentwicklung Uniklinikum Giessen). Die Programmierung erfolgte mit Gupta/Centura SQLWindows/32 (Modulo3 GmbH). Die Implementierung der Schnittstellen zum Austausch von Stammdaten und Befunden erfolgte auf der Basis von HL7. Eine Abfrage der Daten für wissenschaftliche und administrative Zwecke ist über ein Modul des KAS möglich.

Ergebnisse: In das Modul wurden aus den Jahren 2003 bis 2005 retrospektiv 2912 andrologische Patientenakten eingepflegt, darunter 1834 Männer (63%) mit unerfülltem Kinderwunsch. Diese Datensätze werden derzeit erstmalig in retrospektiven Studien zu andrologisch-reproduktionsmedizinischen Fragestellungen ausgewertet. Prospektiv wird die Pflege der Patientendaten fortgesetzt.

Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass ein IAIMS eine ausgezeichnete Grundlage für andrologisch-epidemiologische Studien in der interdisziplinären Reproduktionsmedizin darstellt. Eine Evaluation der Datenqualität nach Einführung in die Routine steht noch aus. Die Nutzung für die Routinedokumentation ist nach Implementierung einer Arztbriefschreibung geplant.


Literatur

1.
Weidner W et al. (2002) EAU Working Group on Male Infertility. EAU guidelines on male infertility. Eur Urol 42:313-22
2.
Schirren C (Hrsg) Unerfüllter Kinderwunsch. Leitfaden Reproduktionsmedizin für die Praxis. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2003
3.
Schill W-B, Comhaire F, Hargreave TB (eds) Andrology for the Clinician, Springer, Heidelberg, 2006
4.
Tournaye H (2006) Evidence-based management of male subfertility. Curr Opin Obstet Gynecol 18:253-9
5.
Rowe PJ et al.: WHO manual for the standardized investigation, diagnosis and management of the infertile male. Cambridge University Press, Cambridge, 2000
6.
Codd EF (1970) A relational model of data for large chared data bancs. Communications of the ACM 13:377-387
7.
Brammen D et al. (2005) An integrated data-warehouse-concept for clinical and biological information. Stud Health Technol Inform 116:9-14