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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Interaktion und Kommunikation in der Lehrertätigkeit als Quelle von Be- und Entlastung – Ergebnisse aus Interviews mit BerufsschullehrerInnen

Meeting Abstract

  • Eva Haufe - Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden
  • Katharina Ritter-Lempp - Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden
  • Constance Winkelmann - Fachbereich Psychologie TU Dresden, Dresden
  • Alexander Nowak - Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden
  • Klaus Scheuch - Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds545

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds545.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Haufe et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der Lehrerberuf ist durch hohe sozial-kommunikative Anforderungen bestimmt. Klare organisa-tionale Strukturen, Kommunikationskultur und eine gelungene Interaktion können dazu beitra-gen, psychosomatische Beschwerden und psychische Fehlbelastungen zu reduzieren. Beson-ders schwierig ist die Situation für Lehrpersonen, die in Berufsvorbereitenden Klassen (BVJ) Berufsbildender Schulen mit Jugendlichen ohne Schulabschluss und daher verminderten Ar-beitsmarktchancen arbeiten. Die Untersuchung widmet sich diesem Problembereich.

Material und Methoden: Mit dem Ziel der Ermittlung von Ansatzpunkten für präventive Maßnahmen wurden im Jahr 2006 54 BerufsschullehrerInnen des BVJ (46,6+/-10 Jahre, 61% Frauen) aus vier Modellschulen unter Verwendung eines halbstandardisierten Leitfadens (Ritter-Lempp & Haufe, 2005) interviewt. Dabei wurde nach den positiven und negativen Aspekten der Interaktion zwischen LehrerInnen und Schülern, KollegInnen und Schulleitung sowie nach schülerbezogenen Störfaktoren gefragt.

Ergebnisse: 67% der Frauen und 38% der Männer berichten körperliche Beschwerden, die sie auf die Arbeit zurückführen, 90% bzw. 73% fühlen sich nach der Arbeit zumindest gelegentlich erschöpft und ausgelaugt. Obwohl die KollegInnen bei der Durchsetzung von Maßnahmen unterstützend wirken (46%) und der Austausch von Befindlichkeiten möglich ist (48%), werden mangelnde Kooperationsbereitschaft (27,3%) und Konstruktivität im Kollegium (20,6%) beklagt. Die Schulleitung zeigt zu wenig Präsenz bei der Lehrerschaft (57,6%), diese fühlt sich bei der Umsetzung von Forderungen allein gelassen (47,1%). Die meisten Probleme erwachsen aus der Interaktion mit der Schülerschaft. LehrerInnen berichten extrem auffälliges Verhalten und Aggressivität (40,7%), mangelndes Interesse (31,5%), fehlende Motivation (27,8%) sowie grobe Unhöflichkeit und fehlende Sozialkompetenz (24,1%). Lehrerinnen und Lehrer gehen mit diesen Herausforderungen unterschiedlich um (Kompromisse finden, Regeln aufstellen/Überlegenheit zeigen, Druck ausüben). Es wird ein signifikanter Motivationsverlust der LehrerInnen über den Arbeitstag festgestellt (p<0,01).

Diskussion und Schlussfolgerungen: Lehrer des BVJ sind unzureichend auf die schülerbezogenen Anforderungen vorbereitet. Neben geeigneten Kommunikationsstrategien fehlen methodisch-didaktische Kenntnisse. Im Sinne der Primärprävention besteht im Bereich der Lehreraus- und –fortbildung dringender Handlungsbe-darf. Zudem wären die Vermittlung von Hintergrundwissen über die Schülerschaft und direkte sozialpädagogische Unterstützung an der Berufsschule sinnvoll.