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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Analyse von Einflussfaktoren auf den Hörverlust bei 4 kHz unter Einsatz des CHAID-Algorithmus

Meeting Abstract

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  • Eva Haufe - Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden
  • Klaus Scheuch - Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden
  • Bernd Hartmann - Arbeitsmedizinischer Dienst der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Region Hamburg, Hamburg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds544

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds544.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Haufe et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der Beitrag untersucht kardiovaskuläre und metabolische Einflussfaktoren auf den Hörverlust bei 4kHz bei unterschiedlicher Exposition gegenüber Arbeitslärm. Datenbasis sind Vorsorgeun-tersuchungen nach dem arbeitsmedizinischen Grundsatz G20 bei Beschäftigten der Bauwirt-schaft von 1991-2002.

Material und Methoden: Population: 81.412 Männer, 18-65 Jahre alt, Audiometrie (Luftleitung) ohne einseitige Schwerhörigkeit. Statistik: CHAID-Analysen (SPSS AnswerTree V.3.1), geschichtet nach Altersgruppen in 10-Jahres-Schritten. Einflussfaktoren: Grad der Lärmbelastung am Arbeitsplatz (berufsgruppenbezogene durchschnittliche Schalldruckpegel: bis 80dB(A), 81-89dB(A), ab 90dB(A)), systolischer und diastolischer Blutdruck (Grenzwerte 140/90mmHg), Übergewicht (BMI>25kg/m²), ausgewählte Laborparameter (HDL-/Gesamtcholesterol, Triglyzeride, Glukose, Harnsäure).

Ergebnisse: In den fünf betrachteten Altersgruppen ergeben sich unterschiedlich strukturierte Entschei-dungsbäume. Für Jüngere bis 35 Jahre ist der BMI der wesentlichste Einflussfaktor auf den Hörverlust. Bei Normalgewichtigen ist höherer Hörverlust danach direkt mit der Lärmbelastung über 90dB(A) assoziiert, weitere Faktoren wirken nicht. Für Übergewichtige beeinflussen außer der Lärmexposition auch HDL- bzw. Gesamtcholesterol den Hörverlust. In den höheren Altersgruppen erweist sich die Exposition gegenüber Lärm als erster Prädiktor. Die Fortsetzung der Entscheidungsbäume ist jedoch altersgruppenspezifisch unterschiedlich. 36-45 Jahre: Bei Pegeln ab 90dB(A) erleiden Personen mit erhöhtem systolischem Blutdruck signifikant höhere Hörverluste als Normotoniker. Bei mittlerer Belastung wird der Hörverlust durch den BMI gefolgt von verschiedenen Stoffwechselparametern und wiederum dem systolischen Blutdruck beeinflusst. 46-55 Jahre: Die höchsten Hörverluste erleiden Personen mit pathologischen Werten des Cholesterols und der Harnsäure, die mittleren Lärmbelastungen unterliegen, die Hörverluste übertreffen sogar diejenigen der am höchsten Exponierten. In der Altersgruppe ab 56 Jahre sind Hörverluste direkt mit dem Grad der Lärmexposition assoziiert.

Diskussion und Schlussfolgerungen: Die konstruierten Entscheidungsbäume zeigen das komplizierte Geflecht der Einflussfaktoren, das zudem durch das Alter dominiert wird. Sie verdeutlichen, dass Einflussfaktoren auf den er-littenen Hörverlust - wie physiologische und Stoffwechselparameter - in den fünf betrachteten Altersklassen verschieden bedeutungsvoll sind. Die Vorverlagerung von Hörverlusten in den jüngeren Altersgruppen hängt wesentlich vom metabolischen Status ab. Hieraus ergeben sich wichtige Ansätze für die Prävention.