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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Gesundheitliche Ungleichheit und Healthismus

Meeting Abstract

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  • Raimund Geene - Hochschule Magdeburg-Stendal, Stendal

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds527

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds527.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Geene.
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Gliederung

Text

In Deutschland gibt es inzwischen ein stark gestiegenes Bewusstsein über den Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit. Eine klare Datenlage, z.T. zielgerichtete gesetzliche Vorgaben (hier insb. § 20 (1) SGB V) und erfolgreiche Praxismodelle (Good Practice in der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten) untermauern die praktische Relevanz.

Dies steht in einem irritierenden Kontrast zur politischen und wissenschaftlichen Programmatik. Am Beispiel ausgewählter Diskurse (Übergewicht/Adipositas, Schwangerschaftsbetreuung und Vorsorgeuntersuchungen für Kleinkinder, Umsetzung des Setting-Ansatzes) zeigt sich, dass die konkrete Praxis der Programme zumeist verhaltensorientiert ausgerichtet ist und es an Empathie für die jeweilige Zielgruppe mangelt. Die Probleme der Zielgruppen werden mitunter funktionalisiert für eine Skandalisierung, die weniger auf konkrete Problembearbeitung denn vielmehr auf einen Bedeutungsgewinn der jeweiligen Professionen abzielt.

In verwandten politischen Handlungsfeldern wie der Sozialpädagogik (insb. mit dem Konzept der lebensweltorientierten Sozialpädagogik), der Elementarpädagogik (siehe die aktuellen Bildungsprogramme in zahlreichen Bundesländern für den Kita-Bereich) oder der Heilpädagogik (Salamanca-Erklärung) sind bereits klientenzentrierte, Empowerment fördernde Konzepte entwickelt, die in dem Beitrag vorgestellt werden. Die positive Wertschätzung der Differenz (Diversity) und die darauf aufbauende Strategie der sozialen Inklusion bilden dafür einen konzeptionellen Rahmen.

Der Beitrag schließt mit dem Appell an die soziallagenbezogene Gesundheitsforschung, den Schwerpunkt auf Erforschung der spezifischen Lebensrealitäten der Zielgruppen zu legen und davon ausgehend Strategien der Patienten-, Konsumenten- und Klientensouveränität sozial Benachteiligter in der gesundheitlichen und sozialen Versorgung zu entwickeln.