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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Entscheidungskriterien für oder gegen eine Geburt im Hebammenkreißsaal

Meeting Abstract

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  • Oda von Rahden - Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen
  • Petra Kolip - Institut für Public Health und Pflegeforschung, Bremen

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds436

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds436.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 von Rahden et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Hebammenkreißsaal ist ein klinisches geburtshilfliches Betreuungskonzept, bei dem gesunde Schwangere bzw. Gebärende ausschließlich von Hebammen betreut werden. Mit diesem, im europäischen Ausland bereits bewährten Modell, wird in Deutschland erstmals ein klinisches Betreuungsmodell angeboten, dass sich am Grundverständnis von Hebammenarbeit orientiert und zudem der Tatsache gerecht wird, dass 98% der Frauen eine Klinik als Geburtsort wählen.

Da der Hebammenkreißsaal in Deutschland ein relativ neues Modell ist, liegen bisher keine Erkenntnisse vor, in wie weit dieses Konzept die Bedürfnisse der Frauen und Paare trifft.

Methodik: Mit einer im Längsschnittdesign angelegten qualitativen Interviewstudie wurden 29 Frauen, die ihre Geburt im Klinikum Reinkenheide Bremerhaven planen, vor und nach der Geburt zu ihren Entscheidungskriterien bei der Wahl des Betreuungsmodells mittels des Problemzentrierten Interviews nach Witzel [2] befragt. Von besonderem Interesse war die Frage, ob die Nutzerinnen in der Lage sind, anhand der ihnen zur Verfügung stehenden Informationen, den für ihre Bedürfnisse angemessenen Kreißsaal zu identifizieren. Bei der Befragung nach der Geburt wurde untersucht, inwieweit die während der Schwangerschaft getroffene Wahl weiterhin Bestand hat.

Ausgewertet wurden die Interviews computergestützt nach der Methode der qualitativen Inhaltsanalyse [1].

Ergebnisse: Die Auswertung der Daten zeigt, dass Sicherheitsaspekte und Kontinuität in der Betreuung, neben den gewünschten Betreuungspersonen, Einfluss auf die Wahl des Kreißsaalmodells haben. Die Frauen fühlen sich zumeist gut informiert und die getroffene Wahl wird nach der Geburt selten revidiert.

Schlussfolgerungen: Trotz vielfältiger Informationsmöglichkeiten fällt es einigen Schwangeren schwer, die Unterschiede zwischen den Kreißsaalkonzepten nachzuvollziehen. Dennoch sind die Frauen in der Regel mit ihrer Kreißsaalentscheidung zufrieden.

Eine positive Geburtserfahrung scheint stärker von einem gelungenen Vertrauensverhältnis zur Geburtshebamme abzuhängen als von dem gewählten Kreißsaalmodell. Verschiedene Betreuungsangebote in der Schwangerschaft, wie Akupunktur und Hebammensprechstunden, fördern die Betreuungskontinuität und bieten somit für den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Schwangerer und Hebamme einen günstigen Rahmen.


Literatur

1.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Weinheim: Beltz Deutscher Studien Verlag; 2000.
2.
Witzel A. Das problemzentrierte Interview. Forum Qualitative Sozialforschung /Forum: Qualitative Social Research (Online Journal). 2000;1(1). Abrufbar über: http://qualitative-research.net/fqs (15.03.2007). Externer Link