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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Bevölkerungsseitige Wahrnehmung und Bewertung von Leistungsbegrenzung und IGe-Leistungen in Arztpraxen

Meeting Abstract

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  • Susanne Schlademann - Institut für Sozialmedizin, Lübeck
  • Heiner Raspe - Institut für Sozialmedizin, Lübeck

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds355

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds355.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Schlademann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Ziele: Einzelfallbezogene Begrenzungen gewünschter oder erwarteter Leistungen ("Leistungsbegrenzungen") betreffen inzwischen mehr als 40 % der GKV-versicherten Patienten in Vertragsarztpraxen (z.B. http://www.continentale-versicherung.de). Mit individuellen Gesundheitsleistungen ("IGe-Leistungen" bzw. "IGeL") kommen jährlich etwa 20 % der GKV-Versicherten in Berührung [1], [2], [3], [4]. Unklar ist, wie häufig IGeL und erlebte Leistungsbegrenzungen kombiniert vorkommen und wie sich beide Entwicklungen auf das Gesundheitssystem, seine Akteure und ihre Beziehungen auswirken. Die öffentliche Diskussion ist kontrovers, häufig kritisch, teilweise polemisch. Das vorliegende Projekt dient der Operationalisierung von Leistungsbegrenzungen und IGeL, der Ermittlung ihrer Häufigkeiten und Kombinationen sowie der Aufdeckung soziodemographischer / gesundheitsbezogener Zusammenhänge und regionaler Unterschiede.

Methodik: Innerhalb einer quantitativen Studienphase werden parallel in Lübeck und Freiburg i. Br. zwei systematische Stichproben (à N=2450) der erwachsenen deutschen Wohnbevölkerung im Alter von 20 bis 79 Jahren postalisch zu ihren Erfahrungen mit Leistungsbegrenzungen und IGeL in Arztpraxen befragt. Zur Abschätzung des Nonresponsebias sind telefonische Kurzinterviews der Nonresponder vorgesehen. Anschließend werden im Rahmen einer qualitativen Studienphase je Region 6-8 Fokusgruppen gebildet, die der vertieften Auseinandersetzung mit den Surveyergebnissen dienen. Die Ergebnisse sollen in der Erarbeitung konsentierter Empfehlungen für Ärzte und ihre GKV-Patienten resultieren.

Ergebnisse: Die Surveyinstrumente wurden unter Einsatz kognitiver Interviews (N=17) und drei postalischer Pretests an systematischen Stichproben beider Städte erstellt. Innerhalb des dritten Pretests (N=200; Rücklauf N=107, 53.5 %) berichteten 44.1 %, in einer Arztpraxis schon einmal IGeL angeboten bzw. selbst nachgefragt zu haben, in den letzten 12 Monaten waren es 39.1 %. Leistungseinschränkungen hatten 22.1 % schon einmal bzw. 20.7 % in den letz-ten 12 Monaten erlebt. Kombiniert traten beide Erfahrungen in N=13 Fällen auf (12.1 %).

Präsentiert werden Daten des Bevölkerungssurveys, der im April 2007 abgeschlossen wird.

Schlussfolgerungen: Geboten wird eine interessensneutrale Datenbasis zur Häufigkeit, Kombination und Auswirkung beider Phänomene aus Patientensicht.


Literatur

1.
Brechtel T, Zöll R. Kassenbeiträge, Kassenleistungen, private Zuzahlungen: Was sagen die Versicherten? Newsletter Gesundheitsmonitor. 2005;1. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.
2.
KBV, Hrsg. Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage Mai/Juni 2006. Mannheim: Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH; Juli 2006.
3.
Raspe H. Individuelle Gesundheitsleistungen in der vertragsärztlichen Versorgung. Eine medizinethische Diskussion. Ethik Med. 2006;18:1-15.
4.
Zok K, Schuldzinski W. Private Zusatzleistungen in der Arztpraxis. Verbraucherzentrale NRW; 2005.