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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Statistische Hinweise auf separate Endpunkte für die 90-Tage-Letalität und die schwere Langzeitbehinderung Überlebender nach Hirninfarkt

Meeting Abstract

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  • Jochen Mau - Universitätsklinikum Düsseldorf / Heinrich Heine Universität, Düsseldorf

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds262

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds262.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Mau.
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Gliederung

Text

Die Zusammenfassung von Letalität und abgestufter Langzeitbehinderung nach Hirninfarkt in einem einzigen Endpunkt ist biometrisch opportun, aber biologisch umstritten. Da PET-Daten zum Metabolismus der Schädigung von Hirngewebe bisher nur in kleinen Studien erhoben werden, haben wir untersucht, ob die Kinetiken der Körpertemperatur in den ersten 24 Stunden einen zusätzlichen Einfluß auf das Langzeitergebnis haben können.

Nur die erste Europäische Studie zur Thrombolyse nach akutem Hirninfarkt (ECASS), in der 620 Patienten entweder für eine IV Anwendung von 1.1mg/kg rt-PA oder eine Placebo-Infusion im 6-Stunden-Fenster randomisiert worden waren, wies die Mindestanzahl von drei Messungen pro Patient am ersten Tag auf. Die individuellen Kinetiken wurden in neun Profilgruppen eingeteilt, wobei Meßwertunterschiede von 0.1°C unbeachtet blieben. Das Langzeitdefizit wurde auf einer 7-Punkte-Skala modifiziert nach Rankin ordinal bewertet. Während in der Literatur standardmäßig „Vollständige Abhängigkeit oder Tod“ innerhalb von 90 Tagen zusammengefasst werden, wurden hier „Tod“ innerhalb von 90 Tagen und „Schwere oder vollständige Abhängigkeit“ für Überlebenden der ersten 90 Tage getrennt mit logistischer Regression analysiert, wobei stets für alle bisher bekannten anamnestischen, klinischen und radiologischen Einflußfaktoren adjustiert wurde.

Für den kombinierten Endpunkt haben die Kinetiken kurzzeitig konstanter, danach ansteigender Körpertemperatur einen zusätzlichen risikomindernden Einfluß. Für die separaten Endpunkte gilt stattdessen, dass Kinetiken konstanter oder nur kurzzeitig erhöhter Körpertemperatur das Risiko eines sehr schlechten Ergebnisses unter Überlebenden reduzieren, während eine Kinetik durchgehend ansteigender Temperatur die Letalität erhöht.

Diese differenzierten statistischen Assoziationen mögen auf unterschiedliche Prozesse der Schädigung von Hirngewebe durch den Infarkt deuten, die für den frühen Tod oder den Ausgang nach Überleben zuständig sein könnten. Auf jeden Fall aber widersprechen sie der verbreiteten Auffassung, dass Tod innerhalb von 90 Tagen (Stufe 6) nur eine Steigerung von vollständiger Abhängigkeit (Stufe 5) auf der – wohl etwas zu vereinfachend ergänzten – Rankin-Skala ist. Diese biometrisch wichtige Konsequenz wird auch durch die Randomisations-Analyse bestätigt.