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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Geschlechtsspezifische Aspekte in der Anzeige von Berufsasthma

Meeting Abstract

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  • Ute Latza - Universität Hamburg, Freie und Hansestadt Hamburg, Hamburg
  • Xaver Baur - Universität Hamburg, Freie und Hansestadt Hamburg, Hamburg

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds234

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds234.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Latza et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Berufliche inhalative Noxen verursachen 9-15% aller neu aufgetretenen Asthmaerkrankungen im Erwachsenenalter. Die geschlechtssensitive Auswertung von Berufskrankheitsstatistiken kann Präventionspotentiale und Forschungsdefizite aufzeigen. Zur Klärung, warum im Bäcker- und Friseurhandwerk in Deutschland im Gegensatz zu Finnland bei Männern − sowohl absolut als auch relativ (bezogen auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten) − häufiger eine berufsbedingte bronchialobstruktive Erkrankung bestätigt wurde als bei Frauen, wurden Prozessdaten herangezogen.

Material und Methoden: Aus dem Datenbestand des Hauptverbands der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG) wurde die Anzahl der bestätigten Fälle einer allergischen Atemwegserkrankung (Berufskrankheit (BK) 4301) der am häufigsten betroffenen Berufe (Bäcker/Konditoren/Süßwarenhersteller und Friseure) der Jahre 1995 bis 2004 zusammengefasst und nach zuerst meldender Stelle, Alter bei Feststellung und Dauer der Einwirkung ausgewertet (HVBG-Referat ZIGUV, St. Augustin; 24.05.2006).

Ergebnisse: Zwischen 1995 und 2004 wurde bei 5652 Bäckern, 627 Bäckerinnen, 33 Friseuren und 501 Friseurinnen der Verdacht einer Berufskrankheit mit Bronchialobstruktion bestätigt. Die meisten der bestätigten Verdachtsanzeigen wurden von Ärzten gestellt. Das Arbeitsamt meldete einen höheren Anteil von Bäckerinnen als von Bäckern (13,9 % vs. 9,1 %). Entsprechendes galt für Friseurinnen im Vergleich zu Friseuren (14,4 % vs. 6,1 %). Im Jahr der Feststellung der Berufskrankheit waren 40,5 % der Bäckerinnen unter 25 Jahre alt; bei den Bäckern waren dies nur 22,6 %. Während die Dauer der Einwirkung bei 24,3 % der Bäcker mindestens 20 Jahre betrug, traf dies nur auf 6,5 % der Bäckerinnen zu.

Diskussion: Auffällig ist der höhere Anteil der primären Meldungen durch das Arbeitsamt unter weiblichen Erwerbstätigen im Bäcker- und Friseurhandwerk gegenüber männlichen. Wenn eine später bestätigte Berufskrankheit erst durch eine Arbeitsagentur angezeigt wird, haben hier die vorangegangenen Instanzen versagt. Nur eine analytische epidemiologische Studie kann klären, ob mehr arbeitslose Frauen, deren Atemwegsbeschwerden durch eine Berufskrankheit verursacht wurden, einen Antrag auf berufliche Rehabilitation gestellt hatten als arbeitslose Männer oder ob die Arbeitsagentur bei ihnen häufiger nachgefragt hat.


Literatur

1.
Latza U, Baur X. Occupational obstructive airway diseases in Germany: Frequency and causes in an international comparison. Am J Ind Med. 2005;48:144-52.
2.
Latza U, Bittner C, Baur X. Berufsbedingte, allergische und irritative obstruktive Atemwegserkrankungen im gewerblichen Bereich: Geschlechtssensitive Identifikation von Präventionspotenzialen. Ergo Med. 2007, im Druck.