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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Diagnostische Strahlenbelastung und Kinderkrebs – die RICC-Studie

Meeting Abstract

  • Gaël P. Hammer - Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
  • Susanne A, Seuchter - Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
  • Michael Seidenbusch - Dr. von Haunersches Kinderspital, München
  • Dieter Regulla - GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit GmbH, Neuherberg
  • Karl Schneider - Dr. von Haunersches Kinderspital, München
  • Maria Blettner - Johannes Gutenberg-Universität, Mainz

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds134

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2007/07gmds134.shtml

Veröffentlicht: 6. September 2007

© 2007 Hammer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Kinder sind besonders empfindlich für die Wirkung ionisierender Strahlung. In Deutschland, wie auch weltweit, nimmt die Häufigkeit röntgendiagnostischer Untersuchungen, auch bei Kindern, stetig zu. Zwar gibt es viele Studien zu Gesundheitseffekten hoher Strahlenbelastungen, z.B. bei Atombombenüberlebenden oder Krebspatienten, doch ist bislang wenig über die Effekte „niedriger“ und über Jahre akkumulierter Strahlendosen bei Kindern bekannt.

Material und Methoden: Seit 1976 werden in der Abteilung Pädiatrische Radiologie des Dr. von Haunerschen Kinderspitals in München alle Röntgenuntersuchungen dokumentiert. Diese Daten zu etwa 210.000 Untersuchungen von 98.000 bilden die Grundlage einer historischen Kohortenstudie (RICC, radiation induced childhood cancer). Diese historische Kohorte wird in Subkohorten mit a priori unterschiedlichen Krebsrisiken unterteilt. Mit Hilfe von Simulationen mit mathematischen Kinderphantomen wurden Organdosen für jede Untersuchung bestimmt [1]. Krebsfälle werden durch einen pseudonymisierten Abgleich mit dem Deutschen Kinderkrebsregister festgestellt. Standardisierte Inzidenzraten und relative Risiken werden für Gruppen von Tumorentitäten berechnet.

Ergebnisse: Die mittlere Effektivdosis pro Untersuchung sank in allen Altersgruppen von ca. 0,10 mSv im Jahre 1976 auf ca. 0,035 mSv (95%-KI 0,01-0,065 mSv) im Jahre 2003. Durchschnittlich wurde jeder Patient zweimal untersucht. Aber es existieren auch klinische Indikationen, die mehre Dutzend Röntgenuntersuchungen notwendig machen.

Etwa 18.000 Probanden sind schon als Säuglinge in die Kohorte aufgenommen worden. Diese werden etwa 204.000 Personenjahre und die 1-14-Jährigen etwa 786.000 Personenjahre beitragen. Daraus ergibt sich eine Anzahl von 104 erwarteten Krebsfällen, darunter 36 Leukämien, 15 Lymphome und 21 ZNS-Tumore.

Diskussion: Diese Kohortenstudie hat eine Power von 80%, eine SIR von 1,30 für Krebs insgesamt und von 1,52 für Leukämie nachzuweisen. Dieser Wert liegt in der gleichen Größenordnung wie die Risikoschätzer einer kanadischen Fall-Kontroll-Studien zu Leukämie [2] mit OR = 1,6 für 2 oder mehr Röntgenuntersuchungen. In diesem Beitrag werden detaillierte Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.

Gefördert durch BMU/BfS, Kennzeichen StSch. 4432


Literatur

1.
Seidenbusch M. Rekonstruktion von Organ- und Effektivdosen bei konventionellen Röntgenuntersuchungen am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München mit einer Berechnung neuer Konversionsfaktoren für die pädiatrische Radiologie LMU München: Medizinische Fakultät; 2006.
2.
Infante-Rivard C, Mathonnet G, Sinnett D. Risk of childhood leukemia associated with diagnostic irradiation and polymorphisms in DNA repair genes. Environ Health Perspect 2000 Jun;108(6):495-8.