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51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (gmds)

10. - 14.09.2006, Leipzig

Die „Virtuelle (Saar) Universität“: Von der bildungspolitischen Vision 1999 zum Hochschulalltag 2006

Meeting Abstract

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  • Christoph Igel - Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (gmds). 51. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Leipzig, 10.-14.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06gmds071

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2006/06gmds294.shtml

Veröffentlicht: 1. September 2006

© 2006 Igel.
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Gliederung

Text

Der breite und nachhaltige Einsatz der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien („Neue Medien“) in den Aufgaben- und Tätigkeitsfeldern von Hochschulen und Universitäten wird seit Mitte der 1990er Jahre in zahlreichen bildungspolitischen Empfehlungen der Wissenschaftsorganisationen und Fachgesellschaften gefordert. Im Fokus steht dabei die Nutzung der Neuen Medien in Studium und Lehre mit dem Ziel der Qualitäts- und Wirksamkeitssteigerung von Lehr-Lern-Szenarien einerseits sowie zur Erhöhung der Prozesseffizienz in der Lehrorganisation andererseits [2], [1], [3], [4], [6]. Exemplarisch sei das Strategiepapier der Hochschulrektorenkonferenz zum Einsatz Neuer Medien in der Hochschullehre genannt, in dem Empfehlungen zu den Punkten Hochschulstrategie, Anreizsysteme, Dauerhaftigkeit, Qualitätsmanagement, Kooperationen, Interdisziplinarität, unterstützende Maßnahmen, Anerkennung von Studienleistungen, technische Infrastruktur und Rechtsfragen ausgesprochen werden [3]. Auch die Hochschulen und Universitäten haben zwischenzeitlich die besondere Bedeutung der Neuen Medien als Beschleunigungsfaktor der Hochschulentwicklung erkannt und mit der Gründung universitärer Zentren und der Initiierung geeigneter Fördermaßnahmen an den Fakultäten und wissenschaftlichen Einrichtungen reagiert. Mit finanzieller Unterstützung etwa der Europäischen Kommission, der Bundesregierung oder der Bildungs- und Wissenschaftsministerien der Länder wurde in den zurückliegenden Jahren insbesondere multi- und telemedialer Content für Schule, Studium und Weiterbildung produziert; exemplarisch sei das Förderprogramm „Neue Medien in der Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit einem Volumen von ca. 200 Mio. Euro genannt. Seit 2004 verlagert sich der Schwerpunkt der Hochschulaktivitäten zunehmend von der Content-Produktion zu dessen fachlicher Kontextualisierung und struktureller Implementierung; so werden etwa im aktuellen Förderprogramm „eLearning-Dienste für die Wissenschaft“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Unterstützung von Bildungsprozessen an Hochschulen und in fachwissenschaftlichen Disziplinen durch technologiebasierte Services mit ca. 75 Mio. Euro finanziell unterstützt.

Die Universität des Saarlandes hat die Herausforderung der breiten Einbindung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien in bestehende Aufgaben- und Tätigkeitsfelder mit der Gründung der „Virtuellen Saar Universität“ (VISU) im Jahr 1999 und der Einrichtung eines eigenen Competence Centers 2003 angenommen. VISU ist als Element des Clusters „wissen.saarland“ zentraler Bestandteil der Innovationsstrategie des Saarlandes und gilt als zukunftsweisende Entwicklung im internationalen Wettbewerb der Hochschulen und als Voraussetzung zur Teilnahme am globalen Bildungsmarkt [5]. Die Aufgaben des Competence Centers bestehen in der Bündelung, strategischen Planung, Unterstützung und Beratung einschlägiger Projekte und Aktivitäten mit Neuen Medien in allen universitären Aufgaben- und Tätigkeitsfeldern, wobei der Einsatz, die Entwicklung, wissenschaftliche Begleitung sowie die nachhaltige Einbindung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien in Lehre und Forschung im Mittelpunkt stehen. Die „Virtuelle Saar Universität“ kommt diesen Aufgaben in besonderer Weise durch die Beratung des Präsidiums der Universität bei Entscheidungen im Kontext Neuer Medien, die Beratung bei der Konzeption und Antragstellung für Projekte über oder unter Einsatz Neuer Medien, durch Informationen über Fördermöglichkeiten, Impulsgebung zu Einsatz und Vernetzung Neuer Medien, die Erstellung von Vorschlägen zur Verbesserung des Qualitätsmanagements beim Einsatz und durch den Einsatz Neuer Medien, die Mitwirkung bei der Evaluation von Projekten sowie die Konzeption und Durchführung von Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen nach. Exemplarisch sei die Unterstützung von 12 Projekten des Programms „Neue Medien in der Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die Verleihung des VISU-Förderpreises „Neue Medien in der Lehre“ (2001, 2002, 2004, 2006), die Einreichung von Anträgen in den Förderprogrammen „Notebook University“ (2002), „Internetökonomie“ (2002), „eLearning-Dienste für die Wissenschaft“ (2004), „Leistungszentren für Forschungsinformation“ (2004), „Virtuelle Fachbibliothek“ (2005) sowie „Zukunftsinitiative Saarland“ (2005) etwa des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder des saarländischen Wissenschaftsministeriums, die Beauftragung der „Sachstandsanalyse eLearning an der Universität des Saarlandes“ (2005) und die Durchführung von Projekten für Auftraggeber aus Wirtschaft und Politik sowie inneruniversitäre Dienstleistungen beispielsweise für das Bildungsnetzwerk „Bewegung und Training“ (seit 2004) oder das AUDIT Familiengerechte Hochschule der Hertie-Stiftung (seit 2005) genannt.

Seit dem Wintersemester 2005/06 stimuliert die „Virtuelle Saar Universität“ den breiten Einsatz der Neuen Medien in Studium und Weiterbildung weiterhin durch die Fördermaßnahme „Anreizorientierung eLearning“, in deren Rahmen 35 eLearning-Projekte aus 6 Fakultäten nach erfolgreichem Auswahlverfahren mit insgesamt 200.000 Euro bis zum Wintersemester 2006/07 unterstützt werden. 11 Projekte werden von der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes und dem Universitätsklinikum umgesetzt, so dass multi- und telemediale Lehr-Lern-Materialien in den Bereichen Zahnersatzkunde, Infektiologie, Kinderheilkunde, Pathologie, Unfall- und Herz-Thorax-Chirurgie, Rechtsmedizin, Histologie und Mikroskopie entwickelt und für Studium und Weiterbildung genutzt werden. Zugleich ist VISU an der Gründung des Coordination Center Homburg eLearning in Medicine beteiligt und unterstützt Einsatz und Nutzung der Neuen Medien an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes sowie am Universitätsklinikum etwa durch die Bereitstellung des Learning-Management-Systems sowie durch die Verfügbarkeit von Autorenwerkzeugen und Recording-Tools. Über VISU sollen zukünftig die saarländischen Hochschulen zur Landesinitiative „eCampus Saar“ zusammengeführt und eine entsprechende Kooperation in der Hochschulregion Trier/Saarland/Westpfalz wie auch in der Saar-Lor-Lux-Region angestrebt werden. Strategisches Ziel ist die Einbindung der „Virtuellen Saar Universität“ in eine europäische und letztlich international akzeptierte universitäre Aus- und Weiterbildungsstruktur, die eine funktionelle Symbiose virtueller und realer Welten in den Mittelpunkt bildungspolitischer Bemühungen stellen wird.


Literatur

1.
Bundesministerium für Bildung und Forschung. Computernutzung und Neue Medien im Studium. Bonn; 2002.
2.
Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung. Strategiepapier: Breiter Einsatz von Neuen Medien in der Hochschullehre. Bonn; 2002.
3.
Hochschulrektorenkonferenz. Zum Einsatz der Neuen Medien in der Hochschullehre. Bonn; 2003.
4.
Kultusministerkonferenz. Neue Medien und Telekommunikation im Bildungswesen/Hochschulbereich. Bonn; 1996.
5.
Regierung des Saarlandes. Innovationsstrategie für das Saarland. Saarbrücken; 2001. [6]
6.
Wissenschaftsrat. Empfehlungen zur Hochschulentwicklung durch Neue Medien. Bonn; 1998.