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Prävalenz, Risikofaktoren und medizinische Versorgung von Kopfschmerzen bei Erwachsenen – Design und Methoden einer Auswertung der Study of Health in Pomerania (SHIP)
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Veröffentlicht: | 8. September 2005 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Kopfschmerzen sind ein häufig auftretendes gesundheitliches Problem. Im Bundesgesundheitssurvey (1998) wurde eine 12-Monats-Prävalenz für Kopfschmerzen von 67 % bei Frauen und 52 % bei Männern angegeben [Ref. 1].
Ziel dieser Arbeit ist es, aktuelle bevölkerungsbezogene Daten über Prävalenz (geschlechts-, altersgruppen- und sozialschichtspezifisch) sowie Risikofaktoren zum Auftreten von Kopfschmerzen insgesamt und bestimmten Kopfschmerzformen (Migräne, episodischer und chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp sowie medikamenteninduzierter Kopfschmerz) bei 25- bis 84-jährigen Erwachsenen in der Region Vorpommern zu gewinnen. Gleichzeitig soll die Studie Hinweise auf die durch Kopfschmerzen verursachten Beeinträchtigungen im Arbeits- und Freizeitbereich der Betroffenen sowie über die Behandlung der Kopfschmerzen und die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen geben. In diesem Beitrag werden Design, Methoden und Hypothesen der Untersuchung dargestellt sowie Möglichkeiten und Grenzen der Analyse diskutiert.
Material und Methoden
In der Study of Health in Pomerania (SHIP) sind sowohl Daten über Häufigkeit und Stärke des Auftretens von Kopfschmerzen und den verschiedenen Kopfschmerzformen, als auch zu den Auswirkungen von Kopfschmerzen auf die Betroffenen sowie die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und die Medikamenteneinnahme standardisiert erfasst worden. In der SHIP1-Studie (1. Follow-up 5 Jahre nach Erstuntersuchung) werden gegenwärtig ca. 4000 Personen der Region Vorpommern im Altersbereich zwischen 25 und 84 Jahren mit einem persönlichen Interview befragt und medizinisch (z. B. Blutdruckmessung, Somatometrie) sowie labortechnisch untersucht. Das Interview enthält u. a. eine Reihe von Fragen zum Themenbereich Kopfschmerzen. Zur Bestimmung der verschiedenen Kopfschmerzformen bei Betroffenen wurde die Klassifikation der International Headache Society (IHS) in ein standardisiertes Fragemodul umgesetzt [Ref. 2].
Ziele und Methodik der SHIP-Studie sind von John et al. 2001 beschrieben worden [Ref. 3].
Fragestellungen
Die Prävalenz von Kopfschmerzen insgesamt (12-Monats-, 6-Monats- und 7-Tageprävalenz) und separat für verschiedene primäre und sekundäre Kopfschmerzformen wird geschlechts- und altersgruppen- sowie sozialschichtspezifisch berichtet.
Als spezifische Hypothesen werden untersucht:
- 1.
- Mit zunehmendem Alter nimmt die Prävalenz aller Kopfschmerzformen ab. Die Auftretenshäufigkeit von starken Kopfschmerzen erhöht sich jedoch mit zunehmendem Alter der Personen.
- 2.
- Die durch Kopfschmerzen verursachten Beeinträchtigungen der Tagesaktivität, unterscheiden sich systematisch je nach Alter und Geschlecht der Personen.
- 3.
- Die Kopfschmerzprävalenz der verschiedenen Kopfschmerzformen (Migräne, episodischer und chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp) unterscheidet sich in Abhängigkeit von der sozialen Schichtzugehörigkeit, niedriger Sozialstatus korreliert positiv mit der Kopfschmerzprävalenz (adjustiert nach Alter, Geschlecht und Region).
- 4.
- a Für die primären Kopfschmerzformen (Migräne und Spannungskopfschmerz) ergibt sich ein positiver Zusammenhang zwischen der Kopfschmerzhäufigkeit und dem Auftreten von Schmerzen in anderen Körperregionen (z.B. Rücken, Nacken).
b Je mehr Tage pro Monat der Betroffene unter Kopfschmerzen leidet, desto größer ist der Zusammenhang mit dem Auftreten von anderen Schmerzen. - 5.
- a Die Häufigkeit des Auftretens von Kopfschmerzen vom Spannungstyp unterscheidet sich zwischen den Personen mit hohem und den Personen mit normalem/niedrigen Blutdruck (adjustiert nach Alter, Geschlecht und Region).
b Für die Häufigkeit des Auftretens von Migräne besteht keine Blutdruckabhängigkeit.
Weiterhin sollen die Medikamenteneinnahme sowie die Inanspruchnahme von Ärzten durch Betroffene im Vergleich zu Nichtbetroffenen berichtet werden.
Danksagung
Die Studie wird von einem Konsortium der pharmazeutischen Industrie unter Leitung der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) gefördert. Weiterhin wurde die Arbeit durch das Deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (NBL-3 Programm, Nummer 01ZZ0403) unterstützt.
Literatur
- 1.
- Bellach BM, Ellert U, Radoschewski M. Epidemiologie des Schmerzes - Ergebnisse des Bundes-Gesundheitssurveys 1998. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitschutz 2000; 43:424-431.
- 2.
- Kopfschmerzklassifikationskomitee der International Headache Society. Die Internationale Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen. Nervenheilkunde 2003; 22: 531-670.
- 3.
- John U, Greiner B, Hensel E, Lüdemann J, Piek M, Sauer S, et al. Study of health in Pomerania (SHIP): a health examination survey in an east German region: objectives and design. Soz.-Präventivmedizin 2001;46:186-194.