gms | German Medical Science

50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (dae)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie

12. bis 15.09.2005, Freiburg im Breisgau

Berufsbedingte Rhinitis im Rahmen des European Community Respiratory Health Survey (ECRHS)

Meeting Abstract

  • Ursula Gerhardinger - LMU München, München
  • Jan-Paul Zock - IMIM, Barcelona
  • Manolis Kogevinas - IMIM, Barcelona
  • Estel Plana Hortoneda - IMIM, Barcelona
  • Joachim Heinrich - GSF, München
  • Leonhard Held - LMU München, München
  • Katja Radon - LMU München, München

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 12. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie. Freiburg im Breisgau, 12.-15.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05gmds078

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2005/05gmds003.shtml

Veröffentlicht: 8. September 2005

© 2005 Gerhardinger et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung

Die Prävalenz und Inzidenz berufsbedingter allergischer und irritativer Rhinitiden in der Allgemeinbevölkerung ist bislang weit weniger gut untersucht als beruflich verursachtes Asthma. Der negative Einfluss der Rhinitis auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit ist jedoch vergleichbar mit dem des Asthma [1].

Im Rahmen des European Community Respiratory Health Survey (ECRHS) [2] wurde in 28 Zentren aus 13 Ländern eine bevölkerungsbezogene Kohortenstudie, bestehend aus zwei Befragungen, realisiert. Ziel dieser Analyse war es, den Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und der Inzidenz allergischer und irritativer Rhinitiden zu untersuchen.

Material und Methoden

Insgesamt nahmen 9023 Probanden an beiden Untersuchungen im Abstand von durchschnittlich 9 Jahren teil. Diese wurden mittels validierten Fragebogens befragt und klinisch untersucht (spezifisches IgE, Lungenfunktionsuntersuchung, bronchiale Provokation mit Methacholin). Alle beruflichen Tätigkeiten zwischen dem ersten und dem zweiten Survey wurden erfasst und mittels Job-Exposure-Matrix (JEM) einer Exposition zugeordnet. Für die Berechnungen wurde die Exposition in drei Klassen (biologische Stäube, mineralische Stäube oder Gase/Rauche) eingeteilt.

Für die hier vorliegende Analyse wurden neben den Angaben zur Rhinitis (Outcome) und beruflicher Tätigkeit (Exposition) Informationen zu Alter, Geschlecht, Rauchverhalten, Allergien der Eltern, Bildungsniveau und Untersuchungszentrum (potenzielle Confounder) verwendet. Rhinitis wurde basierend auf den Angaben aus dem Fragebogen zum einen als allergische Rhinitis (Allergischer Schnupfen, z.B. Heuschnupfen), zum anderen als ganzjährige Rhinitis (Fließschnupfen in allen Monaten) definiert.

Zunächst wurde die Heterogenität der Ergebnisse für die einzelnen Studienzentren mittels Metaanalyse überprüft. Im nächsten Schritt wurden logistische Regressionsmodelle unter Adjustierung für potenzielle Confounder gebildet. Für diese Analysen wurden Probanden, die zum Zeitpunkt der Basisuntersuchung über Rhinitis oder Asthmasymptome berichteten ausgeschlossen und somit nur neu aufgetretene Fälle betrachtet.

Ergebnisse

Insgesamt traten über den Studienzeitraum bei 11,7% der Teilnehmer erstmals allergische Rhinitiden auf (n = 513), 11,0% der Probanden berichteten über ganzjährige Rhinitis (n = 470). Nur 2,8% (n = 119) der Teilnehmer wiesen beide Symptome auf.

Die Metaanalysen ergaben, dass die vorhandenen Zentrumseffekte nicht in einem Maße heterogen sind, dass die Analysen nach Zentrum getrennt durchgeführt werden müssten (p-Wert des Homogenitätstests: 0,77). Daher wurde im Weiteren eine Zentrums- bzw. Ländervariable bei der Berechnung der Modelle berücksichtigt.

Weder für die allergische noch für die ganzjährige Rhinitis ergaben sich in den Regressionsanalysen der neu aufgetretenen Fälle (vgl. Tab. 1 [Tab. 1]) signifikante Einflüsse der beruflichen Expositionen auf das Erkrankungsrisiko. Für allergische Rhinitis zeigte sich eine signifikant erhöhte Odds Ratio bei Frauen. Mit zunehmendem Alter verringerte sich die Odds Ratio für allergische Rhinitis. Bei der ganzjährigen Rhinitis war ein gegenläufiger Effekt zu beobachten, der allerdings nicht statistisch signifikant war. Eine genetische Vorbelastung erhöhte die Erkrankungswahrscheinlichkeit für allergische Rhinitis, nicht aber die für eine ganzjährige Rhinitis.

Diskussion

Die Untersuchung zeigt, wie wichtig die Unterscheidung zwischen allergischer und ganzjähriger Rhinitis ist. Letztere könnte möglicherweise ein Hinweis auf irritativ bedingte Rhinitis sein. Des weiteren deuten die Ergebnisse nicht auf einen Zusammenhang zwischen Exposition am Arbeitsplatz und Rhinitiden hin.

Um zu überprüfen, inwieweit dies durch einen Healthy Worker Survivor Effekt [3] verursacht sein könnte, wird mit Hilfe longitudinaler Analysen untersucht. Darüber hinaus werden stratifizierte Analysen für Probanden, die erst zwischen den beiden Untersuchungszeitpunkten mit der Berufstätigkeit begonnen haben, vorgenommen.

Danksagung

Wir danken dem Untersuchungsteam und den Teilnehmern.

Mit Unterstützung durch die Europäische Union und das National Institute of Health.


Literatur

1.
Kogevinas M, Anto JM, Sunyer J, Tobias A, Kromhout H, Burney P. Occupational asthma in Europe and other industrialised areas: a population-based study. Lancet 1999; 353: 1750-4
2.
Protocol for the European Community Respiratory Health Survey II. Department of Public Health Sciences, King's College London; 2003
3.
Radon K, Goldberg M, Becklake M. Healthy Worker Effects in cohort studies on chronic bronchitis. Scand J Work Environ Health 2002; 28:328-32