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Einfluss des Bildungsgrades auf die Besserung nach gesundheitspädagogischer Ordnungstherapie bei chronisch Kranken: eine Beobachtungsstudie
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Veröffentlicht: | 14. September 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Therapieformen unterscheiden sich unter anderem durch das Ausmaß und die Art der erforderlichen Mitarbeit durch den Patienten. So kann zwischen einer eher passiven „behandelnden" Therapie und einer „Hilfe zur Selbsthilfe" unterschieden werden. Vor allem bei der gesundheitspädagogischen Ordnungstherapie chronischer Erkrankungen kommt der aktiven Mitarbeit des Patienten (Erlernen von Methoden zur Krankheits- und Stressbewältigung) eine wichtige Rolle zu. Dabei ist unklar, welche Persönlichkeitsfaktoren zu einem erfolgreichen Empowerment und damit zu einer nachhaltigen Besserung beitragen. In dieser Arbeit soll untersucht werden, welchen Effekt der Bildungsgrad der Patienten auf die selbstempfundene gesundheitliche Besserung hat.
Methoden
Nicht-kontrollierte Beobachtungsstudie an 936 Patienten, die zwischen Januar 2001 und Juni 2003 zwei Wochen stationär mit gesundheitspädagogisch orientierter Ordnungstherapie behandelt wurden. Mit einem vom Patienten auszufüllenden Fragebogen wurden Angaben zur Soziodemographie und zum Gesundheitszustand bei Aufnahme und 6 Monate nach Entlassung erhoben. Der Bildungsgrad, ein kombiniertes Merkmal aus Schulbildung und beruflicher Ausbildung, wurde nach den Empfehlungen der DAE erhoben [Ref. 1] und in drei Stufen eingeteilt (niedriger Bildungsgrad: <10 Schuljahre, beruflich-betriebliche oder beruflich-schulische Ausbildung , mittlerer Bildungsgrad: >=10 Schuljahre, berufliche Ausbildung oder Fachschule, hoher Bildungsgrad: (Fach-)Abitur und Hoch- oder Fachhochschule). Zur Beurteilung der subjektiven gesundheitlichen Besserung nach 6 Monaten wurde nach einer Veränderung der Beschwerden, der Stärke der Beeinflussung durch die Beschwerden und nach der Beurteilung des derzeitigen Gesundheitszustandes (jeweils im Vergleich zum Vorjahr) gefragt. Eine gesundheitliche Besserung wurde definiert als leichte oder starke Besserung mindestens eines der drei Indikatoren, ohne dass eine Verschlechterung in einem der verbleibenden zwei Indikatoren vorliegt. Mittels logistischer Regression wurde der Einfluss des Bildungsgrades auf die selbst empfundene Besserung nach 6 Monaten untersucht.
Ergebnisse
Von 805 (86%) Patienten lagen vollständige Angaben bei Aufnahme und 6 Monate nach Entlassung vor. Das mittlere Alter betrug 54 Jahre (Spanne 16-91 Jahre), 652 (81%) waren Frauen. 349 (46%) waren erwerbstätig, 200 (26%) vollerwerbstätig. Der Bildungsgrad teilte sich auf in 343 (43%) Patienten mit niedrigem, 382 (41%) mit mittlerem und 134 (17%) mit hohem Bildungsgrad. Es konnte ein deutlicher Zusammenhang des Bildungsgrades mit dem Alter, dem Geschlecht und dem selbst eingeschätzten Gesundheitszustand bei Aufnahme gezeigt werden. So gaben 85% der Patienten mit niedrigem Bildungsgrad einen weniger guten oder schlechten Gesundheitszustand bei Aufnahme an versus 80% bei mittlerem und 73% bei hohem Bildungsgrad. Die krude OR für eine subjektive Besserung 6 Monate nach Klinikaufenthalt bei mittlerem und hohem Bildungsgrad beträgt 2,2 (95% KI 1,0-4,8) und 2,8 (95% KI 1,2-6,6) bei Männern und 1,8 (1,3-2,6) und 2,5 (1,5-4,2) bei Frauen (Referenzgruppe sind Patienten mit niedrigem Bildungsgrad). Nach Adjustierung für das Alter zeigte die geschlechtsstratifizierte Analyse keine eindeutigen Änderungen der Schätzer.
Diskussion
Der Bildungsgrad beeinflusst die nachhaltige subjektive Besserung nach gesundheitspädagogischer Ordnungstherapie. Dieser Effekt scheint bei Männern und Frauen etwa gleich stark ausgeprägt zu sein und lässt sich unabhängig vom Alter nachweisen. Möglicherweise sind eine erhöhte Introspektionsfähigkeit und eine eher langfristige Ausrichtung des gesundheitsrelevanten Handelns (bessere Compliance) bei höherem Bildungsgrad hierfür verantwortlich.