gms | German Medical Science

49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds)
19. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)
Jahrestagung 2004 des Arbeitskreises Medizinische Informatik (ÖAKMI)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie
Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI)

26. bis 30.09.2004, Innsbruck/Tirol

Aktueller Stand zu gesundheitsökonomischen Evaluationen zur HPV-DNA-Diagnostik beim Screening auf Zervixkarzinom: Ein systematischer Review

Meeting Abstract (gmds2004)

  • corresponding author presenting/speaker Uwe Siebert - Institute for Technology Assessment, MGH, Harvard Medical School, Boston, USA
  • Gaby Sroczynski - Bayerische Forschungs- und Koordinierungsstelle Public Health, IBE, L.M.-Universität München, München, Deutschland
  • Georg Marckmann - Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Peter Hillemanns - Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde, Klinikum Großhadern, L.M.-Universität München, München, Deutschland

Kooperative Versorgung - Vernetzte Forschung - Ubiquitäre Information. 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 19. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik (SGMI) und Jahrestagung 2004 des Arbeitskreises Medizinische Informatik (ÖAKMI) der Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) und der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (ÖGBMT). Innsbruck, 26.-30.09.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04gmds193

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gmds2004/04gmds193.shtml

Veröffentlicht: 14. September 2004

© 2004 Siebert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Trotz der empfohlenen jährlichen Früherkennungsuntersuchung liegt die Zervixkarzinominzidenz in Deutschland im europäischen Vergleich im oberen Drittel [1]. Dies führt zu der Frage, wie die Effektivität des Screenings sinnvoll verbessert werden kann. Jüngst wird die DNA-Diagnostik des Humanpapillomavirus (HPV) als neues Screeningverfahren in der Zervixkarzinomfrüherkennung im Fachkreis diskutiert. Zahlreiche klinisch-diagnostische Studien und ein systematischer Review zur medizinischen Effektivität von HPV-Tests zeigten eine im Vergleich zur zytologischen Diagnostik verbesserte Sensitivität [1], so dass sich die Frage stellt, welchen Einfluss dies auf entscheidungsanalytische Evaluationen von HPV-basierten Screeningverfahren hat.

Ziel dieses Reviews war die Erstellung eines systematischen Reviews zu modellbasierten Kosten-Effektivitäts-Studien zur HPV-DNA-Diagnostik in der Zervixkarzinomfrüherkennung.

Methoden

Wir führten eine systematische Literaturrecherche bezüglich entscheidungsanalytischer Studien zur Kosteneffektivität des HPV-Tests als Primärscreening-Verfahren in elektronischen Datenbanken durch und ergänzten diese um Referenzen. Eingeschlossen wurden sowohl Beschreibungen von entscheidungsanalytischen Modellen als auch vollständige Kosten-Effektivitäts-Analysen (KEA) zum Einsatz des HPV-DNA-Tests in der Zervixkarzinomfrüherkennung unter Berücksichtigung von Langzeitkonsequenzen (z.B. Lebenserwartung, Lebenszeitkosten). Sowohl Methoden als auch Ergebnisse der identifizierten entscheidungsanalytischen Modelle und ökonomischen Evaluationen werden systematisch in Evidenztabellen dargestellt und kritisch kommentiert.

Ergebnisse

Wir identifizierten 10 Publikationen mit Kosten-Effektivitäts-Modellen für HPV-Tests als Primärscreening-Verfahren in der Zervixkarzinomfrüherkennung . Diese basierten auf insgesamt 4 verschiedenen Markov-Modellen [2], [3], [4], [5], [6], [7], [8], [9], [10] und einem Entscheidungsbaum [11]. Die Ergebnisse dieser entscheidungsanalytischen Kosten-Effektivitäts-Studien sprachen bei einem mindestens 2-jährigen Screeningintervall für die Effektivität und die Kosteneffektivität des Einsatzes der HPV-Diagnostik im Rahmen der Früherkennung [Tab. 1].

Diskussion

Entscheidungsanalytische Markov-Modelle mit lebenslangem Zeithorizont eignen sich am ehesten zur Evaluation der Langzeitkonsequenzen von Screeningverfahren, da sie eine Parametersynthese aus verschiedenen Evidenzbereichen im Langzeitverlauf erlauben. Die berücksichtigten Studien haben den Einsatz der HPV-Diagnostik in unterschiedlichen Studienpopulationen und für unterschiedliche Fragestellungen evaluiert. Die Autoren der einzelnen Studien schlussfolgern weitgehend übereinstimmend, dass der Einsatz der HPV-Diagnostik unter bestimmten Annahmen (z.B. bezüglich Kombination mit weiteren Tests, Screeningintervall und Studienpopulation) in der Zervixkarzinomfrüherkennung sowohl als medizinisch effektiv als auch als kosteneffektiv zu bewerten ist. Für Deutschland liegt ein Entscheidungsbaum vor, der Forschungsbedarf liegt in der Entwicklung eines Markov-Modells mit lebenslangem Zeithorizont, mit dem klinisch und ökonomisch in Langzeit-Evaluationen der optimale Screening-Algorithmus (HPV, Screeningintervalle, etc.) im deutschen Gesundheitssystem ermittelt werden kann.


Literatur

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9.
Mandelblatt JS, Lawrence WF, Gaffikin L, Limpahayom KK, Lumbiganon P, Warakamin S, King J, Yi B, Ringers P, Blumenthal PD. Costs and benefits of different strategies to screen for cervical cancer in less-developed countries. Journal of the National Cancer Institute. 2002;94(19):1469-1483.
10.
Sherlaw-Johnson C, Gallivan S. The planning of cervical cancer screening programmes in eastern Europe: is viral testing a suitable alternative to smear testing? Health Care Management Science. 2000;3(4):323-329.
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Mittendorfer T, Petry KU, Iftner T, Greiner W, v. der Schulenburg JM. Economic Evaluation of Human Papillomavirus Screening in Germany. Eur J Health Econom.2003;4:209-215.