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Inklusion möglich? Erfahrungsbericht über die curriculäre Einbindung des Themengebietes "(geistige) Behinderung“ in das Medizinstudium
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Veröffentlicht: | 18. September 2012 |
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Text
Behinderung per se ist keine Krankheit. Aber auch behinderte Menschen erkranken. Viele Behinderungen gehen zusätzlich mit behandlungsbedürftigen Komorbiditäten einher. Die besonderen gesundheitlichen Bedarfe von Menschen mit Behinderungen lassen sich in einem traditionellen bio-medizinisch orientierten Curriculum und seiner Fixierung auf standartisierte Krankheitsbilder nur schwer abbilden. Um das in der UN-Konvention geforderte Höchstmaß an Gesundheit im Rahmen der medizinischen Versorgungsstrukturen zu ermöglichen, braucht es ein behinderungsspezifisches "mehr“ an Wissen und auch die Fähigkeit, sich auf die Besonderheiten behinderter Menschen einzulassen.
- Welches behinderungsspezifische Fachwissen sollte im Studium vermittelt werden?
- Welches Lehrkonzept und welche Lernziele sind realistisch?
- Wie können wir ein menschenrechtliches Verständnis von Behinderung transportieren?
Im Block "Hereditäre und perinatale Erkrankungen“ im 10. Semester des Modellstudiengangs Bochum verknüpfen wir seit 5 Jahren humangenetische Lehrinhalte mit dem Themengebiet "Leben mit Behinderungen“. Neben medizinisch-praktischen Versorgungsaspekten werden mit Hilfe der Lebenshilfe, Förderschulen und dem Zentrum für Behindertenmedizin Mara/Bethel Einblicke in die Lebenswelt behinderter Menschen mit ihren psychosozialen Bedarfen vermittelt. Obwohl Studierende das Thema "Behinderung“ in der medizinischen Ausbildung wichtig finden und ein Wissenszuwachs nachweisbar ist, gelingt es nicht alle Studierenden für die Besonderheiten einer behinderungssensiblen Medizin zu gewinnen. Wir berichten über Erfahrungen von Lehrenden und Studierenden.