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„Assessment drives learning“: Auswirkung von OSCE Prüfungen auf die Inanspruchnahme freiwilliger Übungseinheiten im Skills-Lab im Fachbereich der Inneren Medizin
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Veröffentlicht: | 5. August 2010 |
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Hintergrund: Das Phänomen des assessment drives learning ist in der Literatur gut dokumentiert [4], [3]. Es besagt, dass Prüfungen nicht nur als Abschluss eines Lernprozesses gesehen werden müssen, sondern sowohl die Konzeption als auch das Format einer Prüfung sich wesentlich auf den Lernprozess selbst auswirken [1], [2]. Inwieweit sich dieser Effekt auch auf das Lernverhalten beim Erwerb klinisch-praktischer Fertigkeiten im Skills-Lab bezieht, ist bisher völlig unklar.
Fragestellung: Wirkt sich die Durchführung einer klinisch-praktischen Prüfung (OSCE) auf die freiwillige Nutzung des Skills-Lab Angebots durch Studierende aus?
Methode: An der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg werden im 6. Studiensemester im Fachbereich der Inneren Medizin neben einem verpflichtenden Unterricht (Basic Skills-Lab; Umfang 10UE pro Semester) auch freiwillige Übungsstunden angeboten. Dazu zählt das dozenten- und tutorengeleitete Freie Üben (FÜ) zu prüfungsrelevanten Themen sowie das dozentengeleitete Advanced Skills-Lab (ADV). Darin werden speziell interessierte Studenten an erweiterte komplexe Fertigkeiten herangeführt. Im FÜ können die Studenten z.B. folgende Fertigkeiten vertiefend trainieren: Legen von Venenverweilkanülen und Magensonden, Blutabnahme, EKG-Anlage. Im Zusatzangebot ADV können u.a. folgende Fertigkeiten geübt werden: Oberbauchsonographie, Endoskopie und Bronchoskopie. Die Themen des ADV sind nicht unmittelbar prüfungsrelevant. Das Studiensemester besteht aus einer Einführungswoche gefolgt von einem 10-wöchigen Unterricht (Leitsymptomvorlesung, Seminare, Stationseinsatz, Kommunikationstraining, Skills-Lab) und einer sich anschließenden Prüfungswoche mit einem 14-Stationen-OSCE. Um die Auswirkung der OSCE-Prüfung auf das studentische Inanspruchnahmeverhalten erfassen zu können, wurden die Teilnehmerzahlen für das FÜ und das ADV Innere Medizin für das WS 09/10 in ihrem zeitlichen Verlauf analysiert.
Ergebnisse: Im WS 09/10 waren N=166 Medizinstudenten im Block Innere Medizin. Das FÜ wurde von 57% der Studenten in Anspruch genommen, die Angebote im ADV von 47%. Die Teilnehmerzahlen zeigten einen annähernd umgekehrt proportionalen Verlauf (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Zu Beginn des Semesters (Wochen 1 bis 3) besuchten durchschnittlich 4,8 Studenten das FÜ, am Ende des Semesters (Wochen 8 bis 10) waren es durchschnittlich 7 Studenten. Das ADV wurde in den Wochen 1-3 durchschnittlich von 2,7 und in den Wochen 8 bis 10 von 0 Studenten besucht.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen den systematischen Einfluss der OSCE Prüfung auf die Beteiligung an freiwilligen prüfungsrelevanten sowie interessengeleiteten Zusatzangeboten im Skills-Lab. Diese Beobachtung hat direkte Implikationen für die Lehrorganisation und Unterrichtsgestaltung.
Literatur
- 1.
- Gibbs G, Simson C. Conditions under which assessment supports student`s learning. Learn Teach High Educ. 2004;1:3-31.
- 2.
- Kromann CB, Jensen ML, Ringsted C. The effect of testing on skills learning. Med Educ. 2009;43(1):21-27. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2008.03245.x
- 3.
- McLachlan JC. The relationship between assessment and learning. Med Educ. 2006;40(8):716-717. DOI: 10.1111/j.1365-2929.2006.02518.x
- 4.
- Thistlethwaite J. More thoughts on ´assessment drives learning´. Med Educ. 2006;40(11):1149-1150. DOI: 10.1111/j.1365-2929.2006.02638.x