gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Gut, besser, Pharmakologie? Defizite und Verbesserungsmöglichkeiten in der Pharmakologie-Ausbildung aus Sicht der Studierenden im Rahmen des Kölner PJ-STArT-Blocks*

Poster

  • corresponding author presenting/speaker Wencke Johannsen - Klinikum der Universität zu Köln, Institut für Pharmakologie, Köln, Deutschland
  • author Jan Matthes - Klinikum der Universität zu Köln, Institut für Pharmakologie, Köln, Deutschland
  • ARmin Koerfer - Klinikum der Universität zu Köln, Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Köln, Deutschland
  • author Stefan Herzig - Klinikum der Universität zu Köln, Institut für Pharmakologie, Köln, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma97

doi: 10.3205/10gma097, urn:nbn:de:0183-10gma0975

Veröffentlicht: 5. August 2010

© 2010 Johannsen et al.
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Text

Einleitung: Wechselwirkungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW), Dosierungsfehler und Nichtbeachtung von Leitlinien gefährden Patienten und kosten jährlich mehrere Millionen Euro. Einer britischen Studie [1] zufolge stufen 30% der Studierenden im Praktischen Jahr ihr klinisch-pharmakologisches Wissen als mangelhaft und schlechter ein.

Im Teilprojekt Pharmakologie des Kölner PJ-STArT-Blocks (PJ-Vorbereitungswoche im 10. Semester) steht die Sensibilisierung der Studierenden für Wechselwirkungen, UAW, Dosierungsfehler und leitliniengerechte Therapie im Vordergrund.

Fragestellung: Anhand einer Selbst- und Fremdeinschätzung sollen Kompetenzen und Defizite von Studierenden der Medizin im 5. Studienjahr in den oben genannten, wie auch in weiteren Bereichen der Arzneimitteltherapie ermittelt und daraus Verbesserungsmöglichkeiten für die pharmakologische Ausbildung abgeleitet werden.

Methodik: Zunächst schätzten sich zufällig ausgewählte Studierende des PJ-STArT-Blocks in den Bereichen Wechselwirkungen, UAW, Dosierungsfehler und leitliniengerechte Therapie auf einer Likert-Skala von 1=„sehr sicher“ bis 5=„überhaupt nicht“ ein. Eine entsprechende Beurteilung der Studierenden wurde durch die Dozentin vorgenommen. Im Freitext beantworteten die Studierenden Fragen zu Defiziten und Lernerfolg in der Pharmakologie während ihres Studiums.

Auf den studentischen Selbsteinschätzungen basierend wurden mit weiteren Studierenden halbstrukturierte Interviews geführt und anhand der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring [2] ausgewertet.

Ergebnisse: Selbst- und Fremdeinschätzung ergaben eine übereinstimmende Einstufung in sichere bzw. defizitäre Bereiche. Beispielsweise beurteilten Studierende und Dozentin die Aussage „Ich kann eine leitliniengerechte Therapie einsetzen“ bzw. „Der Studierende kann eine Arzneimitteltherapie entsprechend geltender Leitlinien erstellen oder anpassen“ mit einem Mittelwert von 2,07 (SD=0,616) bzw. 2,16 (SD=0,840) als „sicher“, während die Aussage „Ich kann Arzneimittelwechselwirkungen erkennen“ bzw. „Der Studierende kann Arzneimittelwechselwirkungen erkennen“ mit einem Mittelwert von 3,07 (SD=0,730) = „teils, teils“ bzw. 3,94 (SD=1,162) =„eher nicht“ bewertet wurde.

Erste Auswertungen von Freitextangaben und Interviews zeigten, dass es den Studierenden besonders an „Sicherheit im Umgang mit Medikamenten“ fehlt.

Viele Studierende schlugen ein größeres Pharmakologie-Pensum im PJ-STArT-Block sowie eine praxisnähere Pharmakologie-Ausbildung in den vorangegangenen Semestern vor und wünschten sich eine Verstetigung ihres Wissens.

Schlussfolgerungen: Das Teilprojekt Pharmakologie im PJ-STArT-Block bietet den Studierenden die Gelegenheit, die eigenen Stärken und Schwächen auszuloten. Um eventuellen Schwächen der Ausbildung im vorangegangenen Studium entgegenzuwirken, sollte die Umsetzung der Vorschläge der Studierenden zur Verbesserung ihrer Ausbildung erwogen werden.

Weitere Befragungen direkt nach der letzten regulären Ausbildungseinheit in Pharmakologie im 9. Semester und im Praktischen Jahr werden folgen, um komparativ zu erfassen, welche Meinungen zur Pharmakologie-Ausbildung während unterschiedlicher Ausbildungszeitpunkte vorherrschen.


Anmerkung

* Projekt im Rahmen des studienbeitragsgeförderten Lehrprojekts EISBÄR / PJ-STArT-Block (http://www.pjstartblock.uni-koeln.de/) unter Beteiligung der folgenden Institutionen der Universität zu Köln: Medizinische Fakultät: Zentrum für Palliativmedizin (Prof. Dr. Voltz, PD Dr. Schiessl) Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie (PD. Dr. Albus, Prof. Dr. Obliers, Dr. Koerfer), Institut für Pharmakologie (Prof. Dr. Herzig, Dr. Matthes), Studiendekanat und Kölner Interprofessionelles Skills Lab und Simulationszentrum (Prof. Dr. Dr. Lehmann, Dr. Boldt, Dr. h.c. (RUS) Stosch), Institut für Geschichte und Ethik der Medizin (Prof. Dr. Karenberg, Prof. Dr. Dr. Schäfer) und Humanwissenschaftliche Fakultät: Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften (Prof. Dr. Allemann-Ghionda)


Literatur

1.
Tobaiqy M, McLay J, Ross S. Foundation year 1 doctors and clinical pharmacology and therapeutics teaching. A retrospective view in light of experience. Br J Clin Pharmacol 2007;64(3):363-372. DOI: 10.1111/j.1365-2125.2007.02925.x Externer Link
2.
Mayring, P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 10. Auflage. Weinheim: Beltz; 2008.