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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Erstellung von Pfaden als Methode zum besseren Verständnis von wissenschaftlichen Veröffentlichung unter Medizinstudenten

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Andrzej Kononowicz - Jagiellonian University Medical College, Department of Bioinformatic and Telemedicine, Krakow, Polen

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma22

doi: 10.3205/10gma022, urn:nbn:de:0183-10gma0221

Veröffentlicht: 5. August 2010

© 2010 Kononowicz.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Klinische Pfade (Patientenpfade) definiert als netzartige Behandlungsablaufpläne werden seit längerer Zeit zur Qualitätssicherung in der Medizin angewendet. Praktischer Nutzen von Pfaden in klinischen Abläufen ist aus vielen Gründen immer noch heftig umstritten. Der in diesem Beitrag präsentierte Ansatz geht von der Annahme aus, dass der Pfaderstellungsprozess in sich selbst viel Wert hat und als Methode zur Vertiefung von Wissen über Behandlungsabläufe auf unterschiedlichen Stufen der Medizin benutzt werden kann. Ziel ist die Bewertung eines "Blended Learning" Übungsszenarios, das die Erstellung von patientenpfadähnlichen Diagrammen auf der Basis von wissenschaftlichen Veröffentlichung durch Medizinstudenten voraussetzt.

Methode: Eine Gruppe von 75 Medizinstudenten des ersten Jahres an der Jagiellonischen Universität in Krakau (Polen) bekam die Aufgabe in Zweiergruppen im Rahmen einer Grundlagen der Informatik Übung einen Behandlungsablaufplan zu erstellen. Als Basis wurden sieben MEDLINE-indizierte Artikel angeboten zu den Themen:

  • Borreliose,
  • Migräne,
  • Hepatitis,
  • Trichinellose,
  • Mononukleose,
  • Urethritis und
  • Osteoporose.

Die Pfade wurden in einer durch den Autor des Beitrags implementierten Computeranwendung "Bit Pathways" erstellt. Circa ein Monat nach der Lehrveranstaltung wurden unangekündigt eine elektronische Zufriedenheitsumfrage und ein Wissenstest zum Themen der Übung durchgeführt. Die ersten sechs Fragen im Wissenstest (MC, 1 aus 4) bezogen sich auf den gewählten Artikel, die sechs anderen formten einen Basiswissen-Test (Kontrollgruppe) zu einem der anderen Themen.

Ergebnisse: Die Teilnahme bei der Befragung und im Wissenstest war freiwillig. 44 (59%) Studenten nahmen daran teil. Die Bewertung der Übungseinführung im Kurs war generell positiv (Mittelwert (m):2,40 in 1 (trifft zu) 5 (trifft nicht zu) Likert-Skala, Median (me): 2, Standardabweichung (SD):0,98) und vergleichbar mit der Einführung einer anderen neuen Methode in diesem Jahr: Die Erstellung eines lokalen Wiki-Eintrags zum Thema aus der Medizininformatik wurde mit m=2,48 (me=2,SD=1,13) auf gleicher Skala bewertet. Die Erstellung von Ablaufdiagrammen war für die Mehrheit eine neue Erfahrung (Likert m=2,03,me=1,SD=1,39). Die Meinungen zum Thema der Förderung des Verständnisses von Artikeln durch Pfaderstellung waren geteilt, aber mit einer positiven Tendenz (m=2,77, me=3, SD=1,39, 3 Stimmen für trifft zu, 16 trifft eher zu, 11 neutral, 7 trifft eher nicht zu, 3 trifft nicht zu). Der Wissenstest zeigte eine statistisch signifikante Steigerung des Wissens zum gewähltem Thema im Vergleich zur Kontrollgruppe (m=3,32 (SD=1,53) vs. m=2,15 (SD=1,03) von maximal 6 Punkten). Einige der Studenten anerkannten in den Freitextangaben der Umfrage die Stärke von Pfaden als eine gute Zusammenfassungsmethode von komplexen medizinischen Texten. Zu den genannten Nachteilen gehörten ein zu hoher Schwierigkeitsgrad mancher Artikel, wie auch einige technische Schwierigkeiten bei der Nutzung der "Bit Pathways" Anwendung.

Schlussfolgerungen: Das beschriebene Übungsszenario hat sich in der Praxis bewährt. Es stellte für die Studierenden eine neue Methode der Wissensrepräsentation in der Medizin dar und wurde von der Mehrheit akzeptiert. Weitere Forschung wird sich mit der Ermittlung des optimalen Zeitpunkts der Einführung im Curriculum widmen, sowie dem Vergleich der Wirksamkeit dieser Methode mit anderen computerbasierten Lehrmethoden wie z.B. den Virtuellen Patienten.