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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

08.10. - 10.10.2009, Freiburg

„Nitro senkt aber auch den Blutdruck, Herr Doktor!“ – Interprofessionelles Teamkommunikationstraining für Medizinstudierende und Pflegeschüler an der Medizinischen Fakultät Heidelberg

Vortrag

  • corresponding author Jochen Schönemann - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Mentoren-Tutoren-Programm, Heidelberg, Deutschland
  • Peter Baldermann - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Mentoren-Tutoren-Programm, Heidelberg, Deutschland
  • Susanne Massa - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Mentoren-Tutoren-Programm, Heidelberg, Deutschland
  • Markus Krautter - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Innere Medizin I und Klinische Chemie, Heidelberg, Deutschland
  • author Jana Jünger - Universität Heidelberg, Klinik für Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Heidelberg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Freiburg im Breisgau, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmaT5V095

doi: 10.3205/09gma095, urn:nbn:de:0183-09gma0954

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Schönemann et al.
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Gliederung

Text

Eine möglichst gute und reibungslos verlaufende Kommunikation sorgt für den nötigen Informationsfluss im interprofessionellen medizinischen Team. Sie verbessert die Zusammenarbeit und verringert das Entstehen von Missverständnissen bei der Patientenversorgung.

Trotz der international herausgestellten Wichtigkeit des Themas für die medizinische Ausbildung (vgl. Frank [1]) findet es bis auf Ausnahmen (bspw. Mühlinghaus et al. [2]) kaum Platz in den deutschen Curricula. Diesem Anspruch Rechnung tragend wurde im Rahmen des Mentoren-Tutoren-Programms (MTP) (Jünger et al. [3]) an der Medizinischen Fakultät Heidelberg ein 1-tägiger Workshop ‚Intensivkurs Teamkommunikation’ entwickelt und im Sommersemester 2009 erstmalig durchgeführt, an dem Studierende der Inneren Medizin im 6. Semester und Pflegeschülerinnen und -schüler im 3. Ausbildungsjahr gemeinsam teilnahmen (3 Veranstaltungen, insgesamt n = 35 Teilnehmer).

Die Teilnehmer setzten sich durch Analyse von Filmbeispielen und anschließenden Diskussionen mit den Bedingungen und Voraussetzungen guter bzw. mangelhafter Kommunikation in der Medizin auseinander.

In kurzen Inputs wurden Informationen zu gruppendynamischen Grundlagen vermittelt.

In erlebnispädagogischen Teamübungen reflektierten die Teilnehmer ihr eigenes Kommunikationsverhalten und setzten sich mit ihren persönlichen Wertvorstellungen auseinander.

Anschließend konnten die Teilnehmer anhand zweier internistischer Notfälle ihre erworben Kompetenzen am Heidelberger Anästhesie- und Notfall-Simulator (HANS) überprüfen und durch Reflexionseinheiten erweitern.

Zur Evaluation des Konzepts wurde ein standardisierter Veranstaltungsbewertungsbogen sowie eine deutsche Übersetzung der Jefferson Scale of Attitudes toward Physician-Nurse Collaboration (Hojat et al. [4]) eingesetzt.

Die vorläufige Auswertung der Evaluationsergebnisse ist ermutigend und weist auf einen großen Nutzen für die Teilnehmer hin:

Der Austausch mit der anderen Berufsgruppe wurde als sehr gewinnbringend erlebt. Die Teilnehmer konnten neue Ideen für die zukünftige Zusammenarbeit im interprofessionellen Team entwickeln. Des Weiteren konnte das Bewusstsein für Teamprozesse, die Reflexion des eigenen Verhaltens in Teams und die Reflexion der eigenen Einstellungen bzgl. Zusammenarbeit im Krankenhaus angeregt werden.

Unter Berücksichtigung der bekannten Probleme zur Messung von Einstellungsveränderungen (bspw. Frey, Stahlberg & Gollwitzer [5]) bleibt abzuwarten, ob durch die Veranstaltung auch Veränderungen in den Einstellungen der Studierenden gegenüber der Berufsgruppe der Pflegekräfte festzustellen sind. Daten hierzu werden zum Ende des Semesters vorliegen.

Interprofessionelle Veranstaltungen, in denen Medizinstudierende mit Pflegeschülerinnen und -schülern zusammentreffen, sich über ihre Ansichten und Wertvorstellungen austauschen und gemeinsam sowohl gruppendynamische als auch medizinrelevante Aufgaben angehen, sollten in die jeweiligen Ausbildungsprogramme aufgenommen werden.


Literatur

1.
Frank JR. The CanMEDS 2005 physician competency framework. Better standards. Better physicians. Better car. Ottawa: The Royal College of Physicians and Surgeons of Canada; 2005.
2.
Mühlinghaus I, Scheffer S, Antolic A, Gadau J, Ortwein H.Teamarbeit und Fehlermanagement als Inhalte des Medizinstudiums. GMS Z Med Ausbild. 2007;24(4):Doc184. Zugänglich unter: http://www.egms.de/en/journals/zma/2007-24/zma000478.shtml. Externer Link
3.
Jünger J, Schultz JH, Schönemann J, Wagener S, Drude N, Duelli R, Resch F. AMEE Guide Supplements: Peer-assisted learning: A planning and implementation framework. Guide supplement 30.6-Practical application [The Mentoring-Tutoring-Programme (MTP): peer-assisted learning for students at the Medical Faculty of Heidelberg University]. Med Tech. 2009;31(1):55-56.
4.
Hojat M, Fields SK, Veloski JJ, Griffiths M, Cohen MJ, Plumb JD. Psychometric properties of an attitude scale measuring physician-nurse collaboration. Eval Health Prof. 1999;22(2):208-220. DOI: 10.1177/01632789922034275. Externer Link
5.
Frey D, Stahlberg D, Gollwitzer PM. Einstellungen und Verhalten: Die Theorie des überlegten Handelns und die Theorie des geplanten Verhaltens. In Frey D, Irle M (Hrsg). Kognitive Theorien. Band I. Bern: Huber; 1993.