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Kompetenzerwerb im Praktischen Jahr in einem akademischen Lehrkrankenhaus durch aktive Partizipation in der Patientenversorgung unter strukturierter Supervision
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Veröffentlicht: | 2. September 2009 |
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Hintergrund: Im Praktischen Jahr (PJ) sollen die Studierenden ihre medizinischen Kenntnisse und Fertigkeiten erweitern und vertiefen sowie ihre ärztliche Professionalität fortentwickeln. Bisherige Umfragen zeigen, dass das PJ von den Studierenden häufig kritisch gesehen wird; viele erleben sich als billige Arbeitskraft missbraucht und zu wenig in ihren Lernerfordernissen unterstützt.
Im Rahmen des Begleitstudiums Anthroposophische Medizin an der Privaten Universität Witten/Herdecke wurde in einem akademischen Lehrkrankenhaus in einer internistischen Abteilung eine Ausbildungsstation realisiert, in der PJ-Studierende zu viert die Aufgaben eines Assistenzarztes übernehmen und bis zu zehn Patienten internistisch versorgen. Die Studierenden werden dabei vielfältig ärztlich und interprofessionell supervidiert und unterstützt.
Fragestellung: Wie wirkt sich eine aktive Partizipation in der Patientenversorgung während eines PJ-Tertials auf den Lernprozess und die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden aus?
Methode: Zwölf Studierende aus drei Tertialen wurden mittels Fragebogen gebeten, ihre Kompetenzen auf verschiedenen Ebenen vor und nach Absolvieren des PJ-Tertials auf der Ausbildungsstation einzuschätzen. Vier semistrukturierte Einzelinterviews und zwei Gruppeninterviews wurden unter der Fragestellung durchgeführt, den Lern- und Entwicklungsprozess auf der Ausbildungsstation qualitativ zu erfassen.
Ergebnisse: Ihrer eigenen Einschätzung nach verbessern die Studierenden auf der Ausbildungsstation ihre Kompetenzen in Bezug auf Diagnose und Therapie in der Inneren Medizin, Kommunikation mit dem Patienten und Zusammenarbeit mit zukünftigen Kollegen und Vertretern anderer Berufsgruppen. Die Persönlichkeitsentwicklung wird ebenfalls als positiv bewertet. In der qualitativen Analyse der Interviews zeigt sich, dass insbesondere das Lernen durch Verantwortungsübernahme als wesentlich für die eigene ärztliche Weiterentwicklung erfahren wird. Als weitere Schlüsselelemente werden u.a. die Zusammenarbeit im studentischen Team und die Reflexion der eigenen Erfahrungen in der psychodynamischen Supervision genannt.
Schlussfolgerung: Aktive Partizipation unter Supervision scheint sich in vielfältiger und fördernder Weise auf den beruflichen und persönlichen Entwicklungsprozess auszuwirken. Weitere Untersuchungen haben zu zeigen, inwieweit sich die Ausbildungsstation als Model für das PJ in akademischen Lehrkrankenhäusern eignet.