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Die Zeit heilt alle Wunden? Die Erlangung anwendungsbezogenen Wissens im Regel- und Modellstudiengang an der Universität zu Köln
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Autoren
Eingereicht: | 13. Juni 2008 |
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Überarbeitet: | 6. August 2008 |
Angenommen: | 6. August 2008 |
Veröffentlicht: | 19. August 2008 |
Gliederung
Text
Einleitung: Seit 2003 führt die Medizinische Fakultät der Universität zu Köln einen Modellstudiengang Humanmedizin durch, in dem insbesondere die Interdisziplinarität und der Anwendungsbezug strukturell verankert sind (Herzig et al AMEE 2003, Stosch et al AMEE 2004). Es stellt sich unmittelbar die Frage nach der Wirksamkeit dieser Curricularreform. Untersucht worden sind aus diesem Grund die Studierenden an der Schnittstelle zwischen Modell- und Regelstudiengang (MSG / RSG) mit der Fragestellung: Gibt es Unterschiede im klinischen bzw. anwendungsbezogenen Wissen zwischen Studierenden des MSG und des RSG und falls ja, wovon hängen diese ab?
Methodik: Prospektiv wurde eine unangekündigte „Lernstandserhebung“ zu Beginn des 4. klinischen Semesters des MSG (erste Kohorte) bzw. des 5. klinischen Semesters des RSG (letzte Kohorte) im Sommersemester 2007 durchgeführt. Zudem wurden beispielhaft die Klausuren der Fächer "Allgemeinmedizin" (RSG und MSG SS 07, Studiensemester 5 bzw. 4) und "Spezielle Pharmakologie" (RSG WS 06/07, Studiensemester 4 und MSG WS 07/08 Studiensemester 5) ausgewertet.
Die Ergebnisse der Lernstandserhebung und die Ergebnisse der beiden Klausuren wurden im Gruppenvergleich zwischen RSG und MSG statistisch (SPSS) ausgewertet.
Ergebnis: Insgesamt konnte in der Lernstandserhebung (Cronbachs α = 0.732) kein signifikanter Unterschied zwischen Studierenden des RSG und des MSG gezeigt werden (RSG 17.5 Punkte im Median vs. MSG 17 von max. 30.5 erreichbaren Punkten, p = 0.119 – Mann-Whitney). Die Allgemeinmedizinische Klausur am Ende des Semesters (Cronbachs α = 0.563) ergab ein besseres Abschneiden des RSG (RSG 21 Punkte im Median vs. MSG 19 von max. 27 erreichbaren Punkten, p < 0.033 – Mann-Whitney). In der Pharmakologie-Klausur (Cronbachs α > 0.65) konnte eine Überlegenheit der Studierenden des MSG nachgewiesen werden (RSG 26.5 Punkte im Median vs. MSG 31.5 von max. 40 erreichbaren Punkten, p < 0.001 – Mann-Whitney). Eine (negative) Korrelation zwischen den Ergebnissen der Pharmakologie und Allgemeinmedizinklausur wurde nicht gefunden (Pearson: -0.03).
Schlussfolgerung: In der Analyse der Klausurergebnisse fanden wir, dass die Studierenden dann besser abgeschnitten hatten, wenn sie im jeweils höheren, fünften Studiensemester an Kurs und Prüfung teilnahmen. Eine Erklärung dieses Ergebnisses kann die Interdisziplinarität der beiden untersuchten Fächer sein, deren Wissensinhalte auch Gegenstand der Vermittlung in anderen Unterrichtsveranstaltungen sind.
Das durch den erhöhten Anteil interdisziplinären Unterrichts erhoffte, bessere Abschneiden der Studierenden im MSG bezüglich des anwendungsbezogenen Wissens konnte in der nicht angekündigten Lernstandserhebung nicht gezeigt werden. Zum Zeitpunkt der Lernstandserhebung sind allerdings die Studierenden des MSG (Studiensemester 4) ein komplettes Semester weniger Unterrichtet worden als die Studierenden des RSG (Studiensemester 5), was ein indirekter Hinweis auf einen Wissensvorsprung ist.