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19. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie (GAA)

Gesellschaft für Arzneimittelforschung und Arzneimittelepidemiologie

22.11. - 23.11.2012, Jena

Wie beeinflussen Leitlinien die ärztliche Einschätzung von Risiken: Analyse am Beispiel der Behandlung von PatientInnen mit akutem Herzinfarkt und Vorhofflimmern aus Berlin

Meeting Abstract

Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e.V. (GAA). 19. Jahrestagung der Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie. Jena, 22.-23.11.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12gaa21

doi: 10.3205/12gaa21, urn:nbn:de:0183-12gaa211

Veröffentlicht: 14. November 2012

© 2012 Maier et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Für PatientInnen mit Vorhofflimmern (VHF) und akutem Myokardinfarkt (MI) empfehlen die Leitlinien (2010) bei Krankenhausentlassung eine triple Kombination aus gerinnungshemmenden Medikamenten (Antikoagulation (AK) und duale Plättchenhemmung (DAPT)), um einem Reinfarkt und einem Schlaganfall vorzubeugen. Dieselben Medikamente können auch zu akuten lebensbedrohlichen Blutungen führen, so dass das vermutete Blutungsrisiko dem vermuteten Schlaganfallrisiko gegenüber gestellt und eine therapeutische Option getroffen werden muss.

Material und Methoden: Im Rahmen eines Projekts zum Vorhofflimmern (AFibACS Projekt) wurden im Berliner Herzinfarktregister vom 1.4.08-31.1.12 Daten von 1163 MI Patienten mit VHF gesammelt. Die stationäre Behandlung, das Blutungsrisiko, das Schlaganfallrisiko (CHA2DS2-VASc Score), die Krankenhaussterblichkeit und Entlassungsmedikation wurden erhoben.

Ergebnisse: Bei den 1163 PatientInnen handelt es sich um eine multimorbide Patientengruppe (15,8% Z.n. Apoplex, 35,7% Niereninsuff., 42,8% Diab. mell., 46,2% Herzinsuff., 92,3% Hypertonie) mit hohem Durchschnittsalter (76 J.). 846 Patienten wurden interventionell revaskularisierend behandelt, 317 erhielten keine Intervention. Patienten mit Intervention verstarben in der Klinik zu 8,3%, ohne Intervention zu 20,3% (p=<0,001).

(siehe vor allem auch Tabelle 1 [Tab. 1] und Tabelle 2 [Tab. 2])

Schlussfolgerung:

  • MI PatientInnen mit VHF repräsentierten eine multimorbide Patientengruppe mit hohem Durchschnittsalter (76 Jahre).
  • Bei den PatientInnen stand die Verhinderung des Reinfarkts über DAPT im Vordergrund. Wegen des höheren Blutungsrisikos wurde die zusätzliche Antikoagulation zur Schlaganfallprophylaxe seltener verordnet als es die Leitlinien empfehlen.
  • Einsatz der Triple Therapie hing nach Adjustierung ab vom Patientenalter, Stenteinsatz, von der Kategorie des VHF und dem CHA2DS2-VASc Score.

Literatur

1.
Camm AJ, et al. Guidelines for the management of atrial fibrillation: The Task Force for the Management of Atrial Fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC). EHJ. 2010;31:2369-429.
2.
Paikin JS, et al. Triple antithrombotic therapy in patients with atrial fibrillation and coronary artery stents. Circulation. 2010;121:2067-70.