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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Unterschiede zwischen Nichtteilnehmern an Diabetesschulungen: Die Ergebnisse einer Clusteranalyse

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Ingmar Schäfer - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Claudia Küver - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Birgitt Wiese - Institut für Biometrie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • author Marc Pawels - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Hendrik van den Bussche - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Martin Scherer - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Hanna Kaduszkiewicz - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom167

doi: 10.3205/11fom167, urn:nbn:de:0183-11fom1672

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Schäfer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Diabetesschulungen gelten als effektive Interventionen, die zu einer besseren Blutzuckereinstellung und zur Vermeidung von Folgeerkrankungen beitragen können. Aus diesem Grund sind Schulungen ein verpflichtender Teil des DMP Diabetes Typ 2. Trotzdem nehmen ca. 30% der Typ-2-Diabetiker im DMP langfristig nicht an Schulungen teil. Ziele der Studie waren: 1. soziodemographische Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern an Schulungen zu analysieren, 2. zu beschreiben, aus welchen subjektiven Gründen Diabetiker nicht an Schulungen teilnehmen und 3. Untergruppen von Patienten anhand ihrer individuellen Gründe für die Nichtteilnahme zu identifizieren.

Material und Methoden: Zu diesem Zweck wurde eine Querschnittsstudie an 165 Teilnehmern und 132 Nichtteilnehmern an Diabetesschulungen durchgeführt. Die Patienten wurden aus 30 Hausarztpraxen zufällig ausgewählt und mit einem vollstandardisierten Fragebogen postalisch befragt. Einschlusskriterien waren u. a. eine Behandlung des Diabetes seit mindestens 4 Jahren und die Teilnahme am DMP. Ausschlusskriterien waren u. a. ein Alter über 80 Jahren und schlechte Deutschkenntnisse. Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern wurden mittels t-Tests und χ2-Tests ermittelt. Nichtteilnehmer wurden hinsichtlich Ihrer Gründe für die Nichtteilnahme mittels einer Clusteranalyse gruppiert.

Ergebnisse: Es fanden sich keine signifikanten soziodemographischen Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern an Diabetesschulungen. 95% der Teilnehmer und 36% der Nichtteilnehmer gaben an, dass ihnen ihr Arzt die Teilnahme an einer Schulung empfohlen hatte. Es wurden vier Untergruppen von Nichtteilnehmern an Schulungen identifiziert: 1) Patienten, die sich für Ihren Diabetes verantwortlich und auch gut informiert fühlten, 2) Patienten, die sich für die Erkrankung verantwortlich, aber nicht gut informiert fühlten, 3) Patienten, die die Verantwortung für den Diabetes ablehnten und auch keine weiteren Informationen zu ihrer Krankheit wünschten, und 4) Patienten, bei denen psychosoziale Probleme und funktionale Einschränkungen im Vordergrund standen.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Empfehlung des Hausarztes könnte die Entscheidung von Patienten beeinflussen, an einer Schulung teilzunehmen. Aus diesem Grund sollten Hausärzte in möglichst vielen Fällen versuchen, ihre Patienten für eine Schulungsteilnahme zu motivieren. Nichtteilnehmer an Diabetesschulungen lassen sich gut unterscheiden hinsichtlich Ihres Wunsches nach weiteren Informationen zu ihrem Diabetes und der gefühlten Verantwortung für ihre Erkrankung. Es könnte hilfreich sein, wenn Hausärzte die subjektiv vorhandenen Barrieren für eine Schulungsteilnahme in einem individuellen Gespräch mit dem Patienten näher erörtern würden. Als Anfang für ein solches Gespräch bietet sich an, den Patienten danach zu fragen, wie er sein Wissen über seine Erkrankung und seine persönliche Verantwortung für die Diabetesbehandlung wahrnimmt.