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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Präventive Beratung: Selbsteinschätzungen Brandenburger Hausärzte

Meeting Abstract

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45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom164

doi: 10.3205/11fom164, urn:nbn:de:0183-11fom1648

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Regus et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Viele gesundheitliche Risiken werden durch den individuellen Lebensstil beeinflusst. So ist zum Beispiel die Bedeutung von Zigarettenkonsum oder mangelnder körperlicher Bewegung als Risikofaktor kardiovaskulärer Erkrankungen seit langem belegt. Umstritten ist, welche Rolle Hausärzte bei der Reduktion solcher Risiken einnehmen wollen und können. Die vorliegende Befragung beschäftigt sich mit dem Selbstverständnis der Hausärzte in der präventiven Beratung und ihrer Einschätzung der eigenen Kompetenz auf diesem Gebiet.

Material und Methoden: In einer Querschnittsbefragung wurden nach Zufallsauswahl 50% der Brandenburger Hausärzte (n=748) postalisch befragt. Anhand von Liekert-Skalen war anzugeben, inwieweit ein Engagement zur Reduktion Lebensstil-abhängiger Risikofaktoren als hausärztliche Aufgabe verstanden wird und wie die eigene Kompetenz und die zeitlichen Ressourcen einzuschätzen sind. Zudem sollte angegeben werden, inwieweit die Delegation einer solchen Beratung an Medizinische Fachangestellte sinnvoll wäre. Neben der deskriptiven Statistik wurden Gruppenvergleiche mittels Chi-Quadrat-Test zwischen weiblichen und männlichen, jüngeren und älteren sowie Stadt- und Landärzten durchgeführt.

Ergebnisse: Der Rücklauf betrug 37% (n=274). Empfehlungen für eine gesundheitsgerechtere Lebensweise und die Motivation der Patienten zur Umsetzung dieser Empfehlungen werden von der Mehrheit eindeutig als hausärztliche Aufgaben angesehen. Mit Einschränkung wird auch ein längerfristiges Engagement zur Beeinflussung des Lebensstils befürwortet, ebenso die Einbeziehung Angehöriger sowie die Integration weiterer (präventiv tätiger) Institutionen. Eine Beratung bei gesundheitlich belastenden sozialen Problemen fordern vor allem Landärzte, die Klärung und Verbesserung körperlicher Gesundheitsressourcen vor allem weibliche Ärzte. Die eigene Beratungskompetenz wird für alle abgefragten Items (körperliche Bewegung, Rauchen, Alkoholkonsum, Ernährungsverhalten, Stress, Sexualität) überwiegend positiv eingeschätzt. Eine (knappe) Mehrheit ist jedoch der Ansicht, den Patienten in der Beratung nicht zeitlich gerecht werden zu können. Die Bereitschaft zur Delegation an Medizinische Fachangestellte differiert je nach Beratungsthema deutlich. Die größte Bereitschaft besteht bei der Ernährungsberatung, die geringste bei der Beratung zu sexuellem Risikoverhalten. Eine Delegation wird bislang selten praktiziert, dies geschieht noch am häufigsten in der Ernährungsberatung.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ärzte äußern hohe Ansprüche an das eigene Engagement in der Lebensstilberatung und schätzen ihre Kompetenz überwiegend positiv ein. Diese positive Selbsteinschätzung ist kritisch zu diskutieren. Die Ärzte verorten Lebensstilberatung stark im eigenen Verantwortungsbereich, es wird aber auch eine begrenzte Bereitschaft erkennbar, mit anderen Gesundheitsberufen zu kooperieren. Zu klären ist, wie die Bedingungen für hausärztliche Lebensstilberatung und Kooperationsmöglichkeiten verbessert werden können.