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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Gesundheitsprobleme älterer Patienten in der Hausarztpraxis: zur Wichtigkeit und zum Besprechungsbedarf vorliegender Gesundheitsprobleme aus Sicht gesünderer und kränkerer Patienten (Ergebnisse aus der PräfCheck-Studie: DRKS00000792)

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Ulrike Junius-Walker - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule, Hannover, Deutschland
  • author Jennifer Wrede - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule, Hannover, Deutschland
  • author Isabel Voigt - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule, Hannover, Deutschland
  • author Werner Hofmann - WH-Sozialforschung, Hannover, Deutschland
  • author Marie-Luise Dierks - Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule, Hannover, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom148

doi: 10.3205/11fom148, urn:nbn:de:0183-11fom1485

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Junius-Walker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Um eine patientenzentrierte und ganzheitliche Behandlungsplanung mit älteren multimorbiden Patienten vornehmen zu können, benötigt der Hausarzt nähere Erkenntnisse zur patientenseitigen Wichtigkeit vorliegender Probleme und zum problembezogenen Informationsbedarf. Ziel dieser Untersuchung ist es darzustellen, welche Gesundheitsprobleme ältere Patienten wirklich wichtig finden und welchen Besprechungsbedarf sie zu ihren Problemen haben. Dabei werden gesündere mit kränkeren Patienten verglichen, um zu explorieren, ob es unterschiedliche Bedürfnisse dieser beiden Gruppen gibt.

Material und Methoden: 317 Patienten (Ø 76 Jahre, 62% w) erhielten in 40 Hausarztpraxen ein geriatrisches Assessment (STEP). Es resultierte in einer individuellen Gesundheitsproblemliste. Die Patienten gaben auf dieser Liste zu jedem Problem Wichtigkeit und Besprechungsbedarf an. Zur Auswertung wurden die im STEP vorgegebenen 46 Gesundheitsprobleme zehn übergeordneten Gesundheitsbereichen zugeordnet, wobei nach Vorerfahrungen der Autoren fünf Bereiche eher für Probleme stehen, die eine hohe Alltagsrelevanz haben und fünf Bereiche eher medizinische Relevanz aufweisen. Die Patientenprobleme mit ihren Wichtigkeitsbeurteilungen und Besprechungsbedarfen wurden den zehn Gesundheitsbereichen zugeordnet bzw. nach Problemart (medizinische versus Alltagsrelevanz) stratifiziert. Ebenso wurden die zwei Patientengruppen mit weniger (bis 10 Problemen) bzw. mehr Gesundheitsproblemen (ab 11 Problemen) dieser Stratifizierung unterzogen. Auf Problemebene wurden die Prävalenzen zur Wichtigkeit und zum Besprechungsbedarf der Probleme je nach Fragestellung errechnet.

Ergebnisse: Die 317 Patienten wiesen insgesamt 3.615 Gesundheitsprobleme auf, im Median 11 pro Patient. 53% aller Probleme schätzten die älteren Patienten als wichtig ein. Alltagsbezogene Gesundheitsprobleme waren ihnen wichtiger als Probleme mit eher medizinischer Relevanz (57% versus 52%). Dazu zählten insbesondere Einschränkungen in der sozialen Partizipation, der Alltagsfunktionen und der Stimmung. Die „gesündere“ Untergruppe der Patienten (bis 10 Probleme), fand Probleme mit Alltags- und medizinischer Relevanz nicht unterschiedlich wichtig (43% bzw. 44%). Dafür aber ergab sich ein signifikanter Unterschied in der „kränkeren“ Gruppe (11 und mehr Probleme): wichtig waren ihnen 62% der Probleme mit Alltags- und 55% mit medizinischer Relevanz. Ein Besprechungsbedarf lag insgesamt für 27% aller Probleme vor, vermehrt bei solchen mit medizinischer Relevanz.

Schlussfolgerung/Implikation: Gesundheitsprobleme mit Alltagsrelevanz sind besonders kränkeren alten Patienten wichtig. Der aktuelle Besprechungsbedarf ist insgesamt recht gering, jedoch größer bei Problemen mit medizinischer Relevanz.