Artikel
Diagnosenselektion für einen neuen medikationsbasierten Chronic Disease Score (BMBF-FZ: 01ET1004B)
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 14. September 2011 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Die existierenden Scores zur Erfassung von Multimorbidität weisen eine erhebliche Heterogenität und Intransparenz bezüglich der Einbindung und Gewichtung von Diagnosen auf [1]. Bislang gibt es keine etablierten Kriterien für die Auswahl von chronischen Krankheiten für Multimorbiditätsscores. Mit dem medikationsbasierten Chronic Disease Score (med-CDS) soll ein Instrument zur Erfassung der Multimorbidität von älteren Patienten erstellt werden, um Patientengruppen vergleichen und anhand von Medikationen gesundheitsrelevante Endpunkte (Mortalität, Hospitalisationsrate) vorhersagen zu können. Im Rahmen der Entwicklung des med-CDS soll eine rationale und transparente Auswahl von Diagnosen erfolgen, denen dann in einem zweiten Schritt entsprechende Medikationen zugeordnet werden können.
Material und Methoden: In dem verbundübergreifenden Projekt des BMBF-Forschungsverbundes „Gesundheit im Alter“ werden für die Entwicklung des med-CDS zunächst in einem Konsensusverfahren Kriterien für die Auswahl von Diagnosen und Diagnosegruppen erarbeitet und deren Umsetzbarkeit in den zur Verfügung stehenden Kohorten und Sekundärdaten geprüft. Die Diagnosen werden daraufhin mit krankheitsspezifischer Medikation in Beziehung gesetzt (Leitlinien, Arzneimittelinformation). Anhand dieser Zusammenhänge sollen die eingebundenen Kohorten bzgl. der vorliegenden Multimorbidität miteinander verglichen werden. Diese Zusammenhänge bilden die Grundlage für die Entwicklung des med-CDS, der hinsichtlich seiner Prädiktivität für relevante Endpunkte validiert wird. Im Gegensatz zu den bislang vorliegenden Scores wird der med-CDS in mehreren Patientenpopulationen getestet und validiert.
Ergebnisse: Es wird die Vorgehensweise zur Zusammenstellung der Diagnosen vorgestellt. Zentrale Einschlusskriterien für die Auswahl der Diagnosen sind die Chronizität der Erkrankungen, die Prävalenz von >1% im Sekundärdatensatz der Gmünder Ersatzkasse sowie in einer bevölkerungsrepräsentativen Querschnittsuntersuchung des RKI (Bundesgesundheitssurvey 1998) und eine Medikation, die der Erkrankung zugeordnet werden kann. Die Liste der Diagnosen sowie Diagnosegruppen werden präsentiert und Unterschiede zu den existierenden Scores aufgezeigt. Insbesondere die Heterogenität der zugrunde liegenden Populationen sowie die Erfassung der Daten stellen dabei eine Herausforderung für die Validierung dar.
Schlussfolgerung/Implikation: Die Verwendung von prospektiv definierten Kriterien für die Diagnosenselektion, die interdisziplinäre Zusammensetzung der Arbeitsgruppe und die unterschiedlichen herangezogenen Kohorten lassen erwarten, dass eine höhere Validität des entstehenden Multimorbidätsscores erreicht werden kann. Dies ermöglicht seine Anwendung für die Risikoprädiktion und den Vergleich von Patientenpopulationen.