gms | German Medical Science

Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Hausärztliche und Patientenperspektive zur Priorisierung und Optimierung der Schmerztherapie bei älteren, multimorbiden Patienten mit Multimedikation. Daten aus der PRIMUM-Pilotstudie (ISRCTN99691973)

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Christiane Muth - Institut für Allgemeinmedizin/Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
  • author Anne Namyst - Institut für Allgemeinmedizin/Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
  • author Anja Paesel - Institut für Allgemeinmedizin/Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
  • author Birgit Fullerton - Institut für Allgemeinmedizin/Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
  • author Sebastian Harder - Institut für Klinische Pharmakologie/ZAFES Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland
  • author Walter Emil Haefeli - Medizische Klinik, Abt. Innnere Medizin VI, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • author Justine Rochon - Institut für Medizinische Biometrie und Informatik (IMBI), Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • author Corina Güthlin - Institut für Allgemeinmedizin/Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
  • author Antje Erler - Institut für Allgemeinmedizin/Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
  • author Ferdinand M Gerlach - Institut für Allgemeinmedizin/Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
  • author Marjan van den Akker - Caphri: School for Public Health and Primary Care, Department of General Practice, Maastricht University, Maastricht, Niederlande
  • author Martin Beyer - Institut für Allgemeinmedizin/Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom068

doi: 10.3205/11fom068, urn:nbn:de:0183-11fom0680

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Muth et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Multimorbidität ist bei älteren Patienten in der Hausarztpraxis eher die Regel, als die Ausnahme [1], ist häufig mit Multimedikation assoziiert, aber auch mit Untertherapie [2], [3]. Potentiell unterversorgt sind chronische o. persistierende Schmerzen: sie sind bei älteren Patienten häufig (methodenabhängig variierende Prävalenzen von 25–90%), werden oft unterbewertet und unzureichend therapiert [4]. Daher sollen qualitative und quantitative schmerzbezogene Daten der BMBF-geförderten PRIMUM-Pilotstudie (BMBF-Fkz: 01GK0702), in der eine komplexe Intervention (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]) zur „PRIorisierung und Optimierung von MUltimedikation bei Multimorbidität“ getestet wurde, untersucht werden, um die hausärztliche und Patientenperspektive zur Priorisierung und Optimierung der Schmerztherapie darzustellen. Ziel ist es, eine Prozessevaluation der derzeit erfolgenden Hauptstudie vorzubereiten.

Material und Methoden: Population/Setting: N=100 Patienten (≥65 Jahre, MMSE≥26, ≥3 Dauerdiagnosen, ≥5 Dauermedikamente) aus 20 Hausarztpraxen; Design: 2-armig, pragmatisch, cluster-randomisiert; Intervention: Experimentelle (komplexe Intervention bei empf. Standard [5]) vs. Kontrollintervention (Regelversorgung bei empf. Standard [5]); sek. Outcome: Änderung der Schmerzintensität nach 6 (T1-T0) und 12 (T2-T0) Wo. in Visueller AnalogSkala (Patienten-Fragebogen); Medikationsdaten aus hausärztlicher Dokumentation (CRF) und Telefoninterviews mit Patienten, hausärztliche Bewertung des Schmerzproblems und der Wichtigkeit verordneter Medikamente im CRF an T0-T2. Interventionsdaten aus MediMoL und AiD (n=50): Schmerzlokalisation, -intensität, Therapiepräferenzen, prioritäres Therapieziel, Medikationsdaten zum Interventionszeitpunkt (3 „Mediboxes“ in AiD). Qualitative Daten aus leitfadengestützten Interviews mit Hausärzten (Interventionsgruppe, n=10) sowie aus AiD-unterstützter Bearbeitung einer Fallvignette (idealtyp. 83-j. Patientin mit Multimorbidität, Multimedikation, Schmerzproblem; AiD-Warnmeldungen u.a. bei Interaktionen, notw. Dosisadaptation bei Nierenfunktionseinschränkung). Die Auswertung aller Daten erfolgt deskriptiv.

Ergebnisse: Nach vorläufiger Auswertung der Daten äußerten multimorbide, ältere Patienten mit Multimedikation häufig den Wunsch nach verbesserter Schmerztherapie, in relevantem Anteil sogar als wichtigstes Therapieziel. Von Hausärzten wurde dieses Anliegen unterschiedlich wahrgenommen und umgesetzt und führte nur selten zu einer Änderung der analgetischen Therapie. Nur in Einzelfällen nutzten Hausärzte die Möglichkeit, Analgetikaverordnungen in AiD zu simulieren. Die Studie wurde erfolgreich abgeschlossen, alle Auswertungen liegen bis Kongressbeginn vollständig vor.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Zusammenführung qualitativer und quantitativer Daten unter Berücksichtigung von hausärztlicher und Patientenperspektive erlaubt eine Prozessanalyse zur Priorisierung und Optimierung der Schmerztherapie bei multimorbiden, älteren Patienten mit Multimedikation im Rahmen einer komplexen Intervention.


Literatur

1.
van den Akker M, Buntinx F, Metsemakers JF, Roos S, Knottnerus JA. Multimorbidity in general practice: prevalence, incidence, and determinants of co-occurring chronic and recurrent diseases. J Clin Epidemiol. 1998;51(5):367-75.
2.
Fialova D, Topinkova E, Gambassi G, Finne-Soveri H, Jonsson PV, Carpenter I, et al. Potentially inappropriate medication use among elderly home care patients in Europe. JAMA. 2005;293(11):1348-58.
3.
Kuijpers MA, van Marum RJ, Egberts AC, Jansen PA. Relationship between polypharmacy and underprescribing. Br J Clin Pharmacol. 2008;65(1):130-3.
4.
Hadjistavropoulos T, Herr K, Turk DC, Fine PG, Dworkin RH, Helme R, et al. An interdisciplinary expert consensus statement on assessment of pain in older persons. Clin J Pain. 2007;23(1 Suppl):S1-43.
5.
Bergert FW, Braun M, Clarius H, Ehrenthal K, Feßler J, Gross J, et al. Hausärztliche Leitlinie Geriatrie – Teil 1, Allgemeine Geriatrie, Teil 2, Spezielle Geriatrie. Leitliniengruppe Hessen. 2008 [cited: 2009]. Available from: http://www.pmvforschungsgruppe.de/pdf/03_publikationen/geriatrie2_ll.pdforschungsgruppe.de/pdf/03_publikationen/geriatrie1_ll.pdf;http://www.pmvforschungsgruppe.de/pdf/03_publikationen/geriatrie2_ll.pdf Externer Link