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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Patientensicht auf unerwünschte Ereignisse in der Primärversorgung: Eine systematische Literaturübersicht

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Christoph Heintze - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • author Sarah Lang - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • author Vittoria Braun - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • author Marcial Velasco Garrido - Zentralinstitut für Arbeitsmedizin, Hamburg, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom036

doi: 10.3205/11fom036, urn:nbn:de:0183-11fom0369

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Heintze et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In den letzten 20 Jahren hat sich eine breite Diskussion um die Bedeutung systematischer Fehleranalysen in unterschiedlichen Gesundheitssystemen entwickelt. Bisherige Ansätze zur Erfassung unerwünschter Ereignisse beziehen sich überwiegend auf Ärzte und andere im Gesundheitswesen tätige Akteure. Erst in den letzten wird die Bedeutung der Patientenperspektive erkannt. Ziel dieser Arbeit war, anhand einer systematischen Literaturübersicht unerwünschte Ereignisse in der Primärversorgung aus Patientensicht darzustellen.

Material und Methoden: Es wurden systematisch deutsch- und englischsprachige Publikationen in den Datenbanken MEDLINE, PubMed, CINAHL und der Cochrane Library durchsucht (Oktober 2010). Unerwünschte Ereignisse umfassen ärztliche Behandlungsfehler, potentielle Fehler verursacht durch Patienten, Ereignisse mit möglicher und tatsächlicher Schädigung, unerwünschte Arzneimittelschäden und Medikationsfehler (Suchbegriffe: medical error, harm, adverse events, adverse drug event, adverse drug reaction, safety incident, patient experiences, patients perspective u.a.). Es wurden ausschließlich Originalarbeiten des ambulanten Sektors berücksichtigt.

Ergebnisse: Von 3.340 Artikeln wurden 18 Originalarbeiten in die Analyse aufgenommen. Der Hauptteil der Studien (17 von 18) wurde ab dem Jahr 2004 veröffentlicht. Die untersuchten Originalarbeiten weisen heterogene Fragestellungen auf, die qualitative und quantitative Forschungsarbeiten einschließen. Die unerwünschten Ereignisse aus Patientensicht können in fünf Kategorien eingeteilt werden, die sich auf Fehlertypen, Ursachen, Schadensausmaß, Präventionsstrategien und Reaktionen der Betroffenen beziehen. Die meisten Studien thematisieren „Fehlertypen“ und beziehen sich insbesondere auf Praxisabläufe, aber auch unerwünschte Arzneimittelereignisse, versäumte Diagnostik und Therapien. Defizite in der Arzt-Patienten- Kommunikation werden in der Kategorie „Reaktionen der Betroffenen“ als wichtiger Aspekt durch Patienten aufgegriffen.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Studien dieser systematischen Übersichtsarbeit weisen eine große Heterogenität hinsichtlich der Zielsetzung, Methodik und der Ergebnisse auf. Erwartungsgemäß werden unmittelbare unerwünschte medizinische Ereignisse von befragten Personen oder Patienten nur begrenzt beschrieben, während Probleme der Struktur- und Prozessqualität in der Versorgung umfassender wahrgenommen werden. Deutlich wird, dass die Bedeutung der Qualitätssicherung aus Patientensicht weiter entwickelt werden muss und die sachgerechte Kommunikation der Ärzten im Kontext kritischer Ereignisse mehr Aufmerksamkeit erfahren sollte.