gms | German Medical Science

Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Verbessert der Einsatz der Frankfurter Patientensicherheitsmatrix die Sicherheitskultur in Hausarztpraxen?

Meeting Abstract

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom035

doi: 10.3205/11fom035, urn:nbn:de:0183-11fom0351

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Müller et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Instrumente zur Messung oder Selbsteinschätzung von Sicherheitskultur werden zunehmend in Kliniken und Praxen eingesetzt. Die Frankfurter Patientensicherheitsmatrix (FraTrix) ist ein Selbsteinschätzungsinstrument für Teams in Hausarztpraxen, das zur gemeinsamen Reflektion über Patientensicherheit und Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheitskultur anregen soll. In einer randomisiert-kontrollierten Studie wurde es auf seine Effekte hinsichtlich der Sicherheitskultur untersucht.

Material und Methoden: Alle vertragsärztlichen Hausarztpraxen in Südhessen wurden angeschrieben. Einschlusskriterium war eine Teamgröße von drei Personen, Ausschlusskriterium kinderärztliche Praxen. 60 Praxen sollten rekrutiert und zufällig der Intervention (drei Teamsitzungen verteilt über neun Monate, in denen unter externer Moderation mit FraTrix gearbeitet wird) oder Kontrolle (Teilnahme an einer Fortbildung über Fehlermanagement) zugeteilt werden. Vor der Randomisierung und nach Ablauf eines Jahres wurden per Fragebogen Daten zum Sicherheitsklima und durch Praxisvisitation zu sicherheitsrelevanten Routineprozessen (12 Sicherheitsindikatoren) und zum dokumentierten Fehlermanagement erhoben.

Ergebnisse: Nach erfolgter Randomisierung nahmen 28 Praxen am Interventionsarm teil, 32 am Kontrollarm. Eine Praxis aus der Interventions- und zwei Praxen aus der Kontrollgruppe schieden im Verlauf aus. Zu Beginn der Studie (initiale Datenerhebung) erreichten die Praxen bei den Indikatoren zwischen 0,43 bis 0,75 Punkten (maximal erreichbar 1, Abbildung 1 [Abb. 1]), allerdings hatten 0 bis 34 Praxen alle Kriterien eines Indikators erfüllt (schlechtester Wert: Therapie mit Antikoagulantien; bester Wert: Dokumentation von Medikamentenallergien, Abbildung 2 [Abb. 2]). In zehn Praxen waren aktuell (zwischen einem und neun) kritische Ereignisse dokumentiert worden. In der schriftlichen Befragung aller Mitglieder des Praxisteams zeigt sich insgesamt die Wahrnehmung eines positiven Patientensicherheitsklimas (Mittelwerte zwischen 3,98 und 4,59 auf einer fünfstufigen Likert-Skala). Die Intervention wurde in 27 Praxen wie geplant durchgeführt, in 14 der Interventionspraxen wurden zwischen einer und 18 Maßnahmen zur Erhöhung der Patientensicherheit und Verbesserung der Sicherheitskultur beschlossen und dokumentiert.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Studie wurde Ende 2010 abgeschlossen, derzeit werden die Daten ausgewertet. Die Ergebnisse sollen auf dem Kongress vorgestellt werden.


Literatur

1.
Halligan M, Zekevic A. Safety culture in healthcare: a review of concepts, dimensions, measures and progress. BMJ Qual Saf. 2011;20:338-43. DOI: 10.1136/bmjqs.2010.040964 Externer Link
2.
Hoffmann B, Müller V. Sicherheitskultur in der Arztpraxis – Interprofessionelle Reflexion als Mittel zur Veränderung der Sicherheitskultur. In: Mistele P, Bargstedt U, Hrsg. Sicheres Handeln lernen – Kompetenzen und Kultur entwickeln. Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwissenschaft; 2010.