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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Patientenverfügung auf neuen Wegen: Kontrollierte Studie zur Implementation des Advance Care Planning-Programms 'beizeiten begleiten' in Senioreneinrichtungen und kooperierenden Versorgungsstrukturen einer Region

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Jürgen in der Schmitten - Abteilung für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • author Sonja Rothärmel - Institut für Bio-, Gesundheits- und Medizinrecht, Augsburg, Deutschland
  • author Stephan Rixen - Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Sozialwirtschafts- und Gesundheitsrecht, Bayreuth, Deutschland
  • author Christine Mellert - Abteilung für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • author Katharina Lex - Abteilung für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • author Bernard Hammes - Institute of Medical Humanities, Gunderson Lutheran Medical Foundation, Wisconsin, Vereinigte Staaten
  • author Linda Briggs - Institute of Medical Humanities, Gunderson Lutheran Medical Foundation, Wisconsin, Deutschland
  • author Karl Wegscheider - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg, Deutschland
  • author Georg Marckmann - Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom023

doi: 10.3205/11fom023, urn:nbn:de:0183-11fom0238

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 in der Schmitten et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Advance Care Planning (ACP) ist ein innovatives Konzept zur systematischen Entwicklung und Beachtung von Patientenverfügungen (PV), das einen professionell begleiteten Gesprächsprozess auf individueller Ebene mit einer durchgreifenden strukturellen Veränderung im gesamten Netz der regionalen Gesundheitsversorgung verbindet. Wir haben untersucht, welche Effekte die Einführung eines ACP-Programms in einer Region hinsichtlich Vorkommen, Aussagekraft und Validität von PV in den beteiligten Senioreneinrichtungen bewirkt.

Material und Methoden: Im Rahmen einer longitudinalen kontrollierten Studie verglichen wir 4 Altenheime der Interventionsregion (421 Plätze) mit 2x5 Altenheimen zweier Kontrollregionen (985 Plätze). Die Bewohnerrekrutierung erfolgte vom 01.02.09 bis 30.06.09. Primärer Endpunkt ist das Vorhandensein einer Patientenverfügung im Todesfall oder zum 30.06.10. Sekundäre Endpunkte vergleichen Aussagekraft und Validität von PV sowie Prozessparameter und klinische Ereignisse. Die auf der Basis des US-amerikanischen ACP-Programms 'Respecting Choices®' entwickelte Intervention 'beizeiten begleiten®' umfasst 1. eine Schulung nicht-ärztlicher Einrichtungsmitarbeiter als professionelle Begleiter, 2. Fortbildungen für kooperierende Hausärzte, 3. die Entwicklung einheitlicher Formulare einschließlich eines Notfallbogens und 4. Informationsveranstaltungen für das Personal der Senioreneinrichtungen, des Rettungsdienstes und des Krankenhauses.

Ergebnisse: 180 Bewohner der Interventions- und 465 Bewohner der Kontrollregion nahmen an der Studie teil (41%); die Non-Responder-Analyse zeigt ein Überwiegen von Bewohnern mit Pflegestufe III im Studienkollektiv (25,6 vs. 14,9%), während Alter, Geschlecht und das Vorkommen von Patientenverfügungen (13,0 vs. 15,0%) nicht signifikant verschieden verteilt waren. Die Analyse der Studiendaten wird bis zum Sommer 2011 abgeschlossen sein.

Schlussfolgerung/Implikation: Nach unserer Kenntnis handelt es sich um die erste inter-regional kontrollierte Studie zur Implementation eines ACP-Programms. Unser Programm 'beizeiten begleiten' hat – wie seine internationalen Vorbilder – eine Realisierung von gesundheitlicher Vorsorgeplanung ermöglicht, die den Rahmen herkömmlicher Patientenverfügungen weit überschreitet, und bewirkt bis heute tiefgreifende Veränderungen in mehreren beteiligten Institutionen der Interventionsregion. Offene Fragen sind die Auswirkung des Programms auf die tatsächliche Behandlung der Bewohner sowie die Bedingungen einer nachhaltigen Aufrechterhaltung solcher regionalen Programme.


Literatur

1.
Detering KM, et al. The impact of advance care planning on end of life care in elderly patients: randomised controlled trial. BMJ. 2010;340:c1345.
2.
Hammes, BJ, Rooney BL, Gundrum JD. A comparative, retrospective, observational study of the prevalence, availability, and specificity of advance care plans in a county that implemented an advance care planning microsystem. J Am Geriatr Soc. 2010;58(7):1249- 55
3.
in der Schmitten J, et al. A complex regional intervention to implement advance care planning in one town's nursing homes: Protocol of a controlled inter-regional study. BMC Health Serv Res. 2011;11(1):14.