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Brustschmerz und Koronare Herzkrankheit in der Primärversorgung: diagnostischer Nutzen des Marburger Herz-Score
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Veröffentlicht: | 14. September 2011 |
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Hintergrund: Klinische Scores wie der Marburger Herz-Score (MHS) sollen Ärzte in der klinischen Entscheidungsfindung unterstützen. Neben Robustheit und Generalisierbarkeit sollte sich aus der Anwendung auch ein Nutzen ergeben: entweder ist der Score bei gleicher diagnostischer Aussagekraft einfacher in der Anwendung als die etablierte Vorgehensweise oder die Aussagekraft ist höher. Ziel der Studie war es die diagnostische Aussagekraft des MHS, der klinischen Einschätzung des Hausarztes und einer Kombination aus beiden zu vergleichen.
Material und Methoden: Sekundäranalyse einer diagnostische Querschnittsstudie. Über einen Zeitraum von drei Monaten schlossen 56 Prüfärzte jeden Patienten ein, der die Einschlusskriterien erfüllte: nicht-traumatischer Brustschmerz als primärer oder sekundärer Beratungsanlass, Beschwerdedauer < vier Wochen, Alter ≥35 Jahre, Einwilligung. Zum Konsultationszeitpunkt erfassten die Prüfärzte neben weiteren klinischen Variablen die Kriterien des MHS und schätzten die Wahrscheinlichkeit einer Koronaren Herzkrankheit als Ursache des Brustschmerzes mittels einer dreistufigen Skala ein. Unter den 56 Prüfärzten kannten 17 den MHS und berücksichtigten dessen Ergebnis in ihrer klinischen Einschätzung. Zusätzlich wurden Verlaufsdaten während einer sechsmonatigen Nachbeobachtungszeit erhoben. Ein unabhängiges Referenzkomitee analysierte im Anschluss alle klinischen Patientendaten und entschied über die Ursache des Brustschmerzes zum Zeitpunkt der Konsultation.
Ergebnisse: Die Daten von 832 Patienten wurden in der Analyse berücksichtigt. Im direkten Vergleich mit der klinischen Einschätzung der Hausärzte zeigte der MHS eine höhere Sensitivität (91,4 versus 82,9%) und eine vergleichbare Spezifität (60,6 versus 61,0%). Das klinische Urteil von Hausärzten, die ihre Einschätzung mit den Ergebnissen des MHS verknüpften, zeigte im Vergleich zu dem ihren Kollegen, die den MHS nicht kannten, eine höhere Sensitivität (90,0 versus 82,9%) und Spezifität (66,8 versus 61,0%).
Schlussfolgerung/Implikation: Die diagnostische Aussagekraft des MHS erwies sich als mindest so gut wie klinische Einschätzung der Hausärzte. Berücksichtigt man die Einfachheit des MHS, rechtfertigt dies bereits eine Empfehlung ihn der Praxis einzusetzen. Zudem könnte eine Kombination aus MHS und klinischer Einschätzung zu einer Steigerung von Sensitivität und Spezifität führen. Da es sich um eine Sekundäranalyse handelt und das Studiendesign nicht auf diese Fragestellung abgestimmt war, können die Ergebnisse jedoch nur als Hypothesen-generierend und nicht -testend gewertet werden.