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Wie häufig kann in cluster-randomisierten Studien in Hausarztpraxen ein signifikanter Effekt von komplexen Interventionen gezeigt werden? Erste Ergebnisse eines methodischen Reviews
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2017 |
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Hintergrund und Fragestellung: Cluster-randomisierte kontrollierte Studien (c-RCTs) gelten als beliebtes Design, um die Effekte komplexer Interventionen auf patientenrelevante Endpunkte im hausärztlichen Setting zu überprüfen. Eine Machbarkeitsstudie mit eingeschränkter Suchstrategie für die Studienprotokollentwicklung mit folgender Fragestellung „wie häufig sind komplexe Interventionen in einer c-RCT statistisch signifikant der Routinegruppe in einem hausärztlichen Setting überlegen“ zeigte, dass lediglich in 33% der inkludierten Studien ein signifikanter Interventionseffekt nachgewiesen werden konnte [1].
Hierauf basierend wurde in einem vom BMBF geförderten methodischen Review diese Forschungsfrage erneut untersucht, wobei jene Studien mit signifikantem Ergebnis einer näheren Betrachtung (Korrektur für multiples Testen, klinische Relevanz) unterzogen wurden.
Material/Methoden: Die Suche erfolgte in drei Datenbanken (EMBASE, CCRT, MEDLINE). Die zentralen Einschlusskriterien waren: c-RCTs im hausärztlichen Setting, Überlegenheitsstudie, Dauer ≥1 Jahr, Vergleich einer komplexen Intervention mit Routineversorgung, primärer Endpunkt genannt und patientenrelevant. Abstract- und Volltextscreening erfolgten von zwei voneinander unabhängigen Reviewern. Bei Vorhandensein mehrerer Endpunkte innerhalb einer Studie wurde eine Bonferroni-Korrektur für multiples Testen durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 4383 Treffer erzielt und 29 Studien inkludiert, welche Ergebnisse für 99 patientenrelevante primäre Endpunkte darstellten (1-8 Endpunkt(e) je Studie). Acht der 29 Studien konnten einen signifikanten Interventionseffekt für mindestens einen patientenrelevanten primären Endpunkt nachweisen. Nach Bonferroni-Korrektur zeigten allerdings nur noch 4 Studien (jeweils 1 Endpunkt) einen signifikanten Interventionseffekt. Hinsichtlich klinischer Relevanz der Studien erwies sich, dass die Effektunterschiede insgesamt gering waren: 4,5 Punkte Differenz auf SF-36-Subskala (0-100); 0,3 Punkte Differenz auf 5-Punkte-Skala; Cohen's d von 0,26 für PHQ-9; 0,85 Punkte Differenz auf 9-Punkte-Skala.
Schlussfolgerung: Insgesamt wiesen lediglich 14% der inkludierten Studien und 4% der patientenrelevanten Endpunkte einen signifikanten Effekt zugunsten der Interventionsgruppe im hausärztlichen Setting auf. Das ist alarmierend in Hinblick auf Kosten und Aufwand von c-RCTs. Das Ergebnis sollte eine Aufforderung für eine sorgfältige prospektive Studienplanung sein.