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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Gefühlte Sicherheit – Kann Risikokommunikation eine informierte Entscheidung auch verhindern?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Hardy Müller - Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS), Berlin, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Corinna Schaefer - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Berlin, Deutschland
  • presenting/speaker Christian Weymayr - freier Journalist, Herne, Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmV34

doi: 10.3205/17ebm027, urn:nbn:de:0183-17ebm0276

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Müller et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die angemessene und verständliche Kommunikation von Nutzen nach Schaden ist eine zentrale Qualitätsanforderung für Gesundheitsinformationen, die sich unter anderem in der „Guten Praxis Gesundheitsinformation“ oder den „IPDAS“-Kriterien findet. Dabei wird zwischen der Kommunikation von Nutzen einerseits und Schaden andererseits nicht differenziert.

Fragestellung: Derzeit ist unklar, ob die Kommunikation von Nutzen und Schaden von Interventionen nach denselben Regeln in jedem Fall zu einer informierten Entscheidung führt, oder ob und ggf. unter welchen Voraussetzungen es dadurch auch zu einer verzerrten Wahrnehmung des Schaden-Nutzen Verhältnisses kommen kann. Aussagekräftige Studien, die Interventionen zur Risikokommunikation bei Nutzen vs. Schaden direkt verglichen haben, liegen nicht vor. Daher ist sich dieser Fragestellung derzeit nur auf der Basis von Hypothesenbildung zu nähern

Deduktive Überlegungen: Erkenntnisse aus anderen Fachdisziplinen, v.a. der Psychologie, legen möglicherweise nahe, dass psychologische Faktoren die Wahrnehmung und rationale Gewichtung von Nutzen und Schaden beeinflussen können und ggf. Berücksichtigung finden müssten:

1.
Patienten wie Ärzte neigen dazu, den Nutzen von Interventionen zu überschätzen. Dies ist in hochwertigen Studien belegt. Hier kann die Kommunikation von absoluten Risiken eine Enttäuschung hervorrufen, vor deren Hintergrund auch relevanter Nutzen ggf. als „gering“, da unter den eigenen Erwartungen liegend, rezipiert wird.
2.
U.a. aus der Spieltheorie ist bekannt, dass Menschen Handlungen primär danach ausrichten, Verlust/Schaden zu vermeiden, statt zusätzlichen Nutzen zu erreichen. Dies könnte theoretisch zu einer Überbewertung von Informationen über Schaden im Vergleich zu Informationen über Nutzen führen.

Werden Nutzen und Schaden individuell vor diesem unterschiedlichen Erwartungshorizont abgewogen, könnte theoretisch das numerische Verhältnis von Nutzen und Schaden verzerrt wahrgenommen und bewertet werden.

Schlussfolgerungen: Welche Konsequenzen sich aus den theoretischen Überlegungen für die Formulierung von Gesundheitsinformationen ergeben könnten, ist unklar. Wünschenswert wären Studien die die Rezeption von Risikokommunikation in Bezug auf Nutzen und Schaden vergleichen, sind wünschenswert.