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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Wirksamkeit des systematischen Medikationsabgleichs bei somatisch betreuten Erwachsenen in Transitionen zur Reduktion von Medikationsdiskrepanzen – Ein Umbrella-Review

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Cornel Schiess - Institut für Angewandte Pflegewissenschaft IPW-FHS, FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, St. Gallen, Schweiz

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmE3d

doi: 10.3205/16ebm056, urn:nbn:de:0183-16ebm0566

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Schiess.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Medikamentenfehler gehören zu den häufigsten Fehlerereignissen, betreffen zahlreiche Individuen in Transitionen mit unerwünschten Arzneimittelereignissen und wirken sich auf Morbidität und Mortalität aus. Das Konzept des systematischen Medikationsabgleichs kann kosteneffektiv Medikationsdiskrepanzen reduzieren und daher kostenintensive unerwünschte Arzneimittelereignisse, die zur Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen führen, vermeiden. Untersucht wurde, ob Interventionen zum systematischen Medikationsabgleich bei somatisch betreuten Erwachsenen in Transitionen die Inzidenz von unerwünschten Medikationsdiskrepanzen reduzieren und patientenbezogene sowie ressourcenbezogene Zielkriterien im Vergleich mit anderen Interventionen zum systematischen Medikationsabgleich oder der Standardversorgung verbessern kann.

Methode: Im Rahmen eines Umbrella-Reviews (Grant & Booth, 2009), angelehnt an die methodischen Standards des Joanna Briggs Institute und der Cochrane Collaboration, wurde in der Datenbank PubMed nach Übersichtsarbeiten, Systematischen Übersichtsarbeiten und Metaanalysen recherchiert, Daten mittels standardisierter Vorlage extrahiert und die methodische Qualität anhand international anerkannter Kriterien beurteilt. Die Synthese erfolgte qualitativ mit narrativer und tabellarischer Resultatdarstellung.

Ergebnisse: Vier überwiegend methodisch hochwertige Systematische Übersichtsarbeiten weisen darauf hin, dass der systematische Medikationsabgleich die Inzidenz von Medikationsdiskrepanzen reduzieren kann und ein Drittel davon klinisch relevant ist. Das zeigt sich an verminderten Inzidenzen unerwünschter Arzneimittelereignisse, reduziertem Mortalitätsrisiko und verminderter Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen.

Schlussfolgerungen: Die Resultate unterstützen Spitäler und Langzeitpflegeinstitutionen in der Entscheidungsfindung und Argumentation zur Implementation des systematischen Medikationsabgleichs und unterstreichen die Relevanz des nationalen Pilotprogramms „progress! Sichere Medikation an Schnittstellen“ aus der Schweiz. Die Implementation des systematischen Medikationsabgleichs könnte in deutschsprachigen Ländern künftig eine Aufgabe von Advanced Practice Nurses sein. Aufgrund methodisch limitierter Primärstudien bedarf es insbesondre zu klinischen und ökonomischen Zielkriterien methodisch hochwertiger randomisiert kontrollierter Studien mit ausreichender statistischer Aussagekraft.