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Gemeinsam informiert entscheiden: 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.

03.03. - 05.03.2016, Köln

Werden Patient-Reported Outcomes (PROs) in Studien zur opioidinduzierten Obstipation ausreichend berücksichtigt? Eine Analyse der RCTs zu Methylnaltrexon

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Waldemar Siemens - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Jan Gaertner - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland
  • author Gerhild Becker - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Palliativmedizin, Freiburg, Deutschland

Gemeinsam informiert entscheiden. 17. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Köln, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16ebmD1b

doi: 10.3205/16ebm052, urn:nbn:de:0183-16ebm0526

Veröffentlicht: 23. Februar 2016

© 2016 Siemens et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Die opioidinduzierte Obstipation (englisch: OIC) ist eine häufige und belastende Nebenwirkung der opioidbasierten Schmerztherapie. Zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) stützen die Wirksamkeit von Methylnaltrexon (MNTX) bei OIC. Die Wirksamkeit von Medikamenten gegen OIC wird konventionell über „objektive“ Endpunkte, meist basierend auf der Stuhlfrequenz definiert. Jedoch kann die subjektive Belastung durch OIC (z.B. Pressen zur Stuhlentleerung, Völlegefühl, soziale Einschränkungen) nur mit Patient-Reported Outcomes (PROs) erfasst werden.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, das quantitative Verhältnis von objektiven Endpunkten und PROs in RCTs zu MNTX bei OIC zu analysieren.

Material/Methoden: Die hier berichteten Ergebnisse sind eine Sekundäranalyse einer systematischen Übersichtsarbeit zur Wirksamkeit von MNTX bei OIC, wobei MEDLINE, CENTRAL, PubMed und EMBASE verwendet wurden (Siemens et al, 2015). Zusätzlich wurde PubMed für den Zeitraum Januar 2015 bis Oktober 2016 mit folgender Strategie durchsucht: “(methylnaltrexone OR MNTX) AND (opioid induced constipation OR OIC OR bowel dysfunction)”. Es wurden nur RCTs mit erwachsenen OIC-Patienten eingeschlossen.

Ergebnisse: Insgesamt konnten acht RCTs mit 1994 Patienten eingeschlossen werden. Die primären Endpunkte aller acht Studien (100%) basierten auf objektiven Endpunkten. In fünf Studien (63%) wurde der Anteil der Patienten mit Stuhlgang innerhalb von 4 Stunden nach der ersten Dosis (ohne Einsatz von Notfallmedikation) als primärer Endpunkt gewählt.

Drei von acht (38%) Studien berichteten keine PROs. Diese drei Studien gehörten zu den vier Neusten (2012-2015). Von den verbleibenden fünf RCTs berichteten zwei (40%) einige PRO-Ergebnisse stark verkürzt und ohne quantitative Informationen.

Zudem ergab eine RCT (n=469), dass eine höhere Dosis (12mg täglich) die Einschränkung der Lebensqualität durch OIC (gemessen mit PAC-QOL) etwas stärker verbesserte als eine niedrigere Dosis (12mg alle zwei Tage). Hingegen waren die Ergebnisse des primären, objektiven Endpunktes (Stuhlgang innerhalb von 4 Stunden) dazu leicht gegenläufig (Michna et al, 2011).

Schlussfolgerung: Die RCTs zu MNTX bei OIC sind durch objektive Endpunkte geprägt. Objektive Endpunkte können, müssen jedoch nicht mit PROs korrelieren.

Im Sinne einer patienten-zentrierten Entscheidungsfindung sollten daher OIC relevante PROs mit objektiven Endpunkten kombiniert und in RCTs sowie systematische Übersichtsarbeiten integriert und diskutiert werden.