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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Verbesserung der Versorgungsqualität chronisch kranker Patienten durch das Projekt „IQuaB“

Meeting Abstract

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmP11e

doi: 10.3205/15ebm093, urn:nbn:de:0183-15ebm0938

Veröffentlicht: 3. März 2015

© 2015 Abuzahra et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Trotz der großen Bedeutung für die Patienten und das Gesundheitssystem erfolgt die Therapie chronisch Kranker durch Hausärzte häufig nicht leitliniengerecht. Das Ziel der Interventionsstudie „Improvement of Quality by Benchmarking“ (IQuaB) war die Überprüfung, ob die Versorgungsqualität mit einer kombinierten Intervention, bestehend aus Self-audit, Benchmarking und Qualitätszirkel, verbessert werden kann und ob es Unterschiede in der Gesundheitsversorgung zwischen Österreich (Pongau, Pinzgau) und Italien (Südtirol) gibt.

Methode: Es wurden Qualitätsindikatoren (QI) für die Versorgung von Diabetes mellitus Typ 2, arterielle Hypertonie, koronare Herzerkrankung, PAVK, Iktus/TIA, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und COPD erhoben. Beim Benchmarking erhielt jeder Hausarzt in einem Feedbackbericht die Ergebnisse seiner Performance und wurde anonymisiert mit denen der anderen teilnehmenden Ärzte verglichen. Die Ergebnisse wurden in Qualitätszirkeln diskutiert.

Es wurden ein Quality Score (bestehend aus 19 QI; 0-5 Punkte je nach Erfüllungsgrad; je besser die Performance, desto mehr Punkte; max. 95 Punkte erreichbar) und die einzelnen QI analysiert. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Mann-Whitney-U-Test (Querschnitt-Analyse) und dem Wilcoxon-Rangsummentest (Längsschnitt-Analyse) in SPSS® Statistics 20.0.

Ergebnisse: Nach 18 Monaten Intervention konnte der Quality Score für beide Regionen von 36 auf 66,5 signifikant erhöht werden (p=0,000), ebenso der Score nur für Südtirol und nur für Salzburg. Insgesamt erzielten die Südtiroler Hausärzte bei allen drei Erhebungszeitpunkten signifikant höhere Scores als die Salzburger Hausärzte.

Betrachtet man die einzelnen Qualitätsindikatoren, so wurden überwiegend Prozessindikatoren signifikant gesteigert (z.B. Dokumentation der Rauchgewohnheiten), vereinzelt verbesserten sich Verschreibungen medikamentöser Therapien (z.B. Betablocker bei KHK) und Ergebnisindikatoren (z.B. HbA1c<7% bei Diabetes mellitus Typ 2 in Südtirol).

Schlussfolgerungen: Aufgrund technischer Herausforderungen lassen sich einige Qualitätsindikatoren, v.a. in Österreich, schwer messen. Die Ergebnisse bestätigen dennoch den Bedarf an Versorgungskonzepten für chronisch Kranke. Die Intervention zeigt einen positiven Effekt, vor allem auf Prozessindikatoren. Offen bleibt, ob die Verbesserung der gemessenen Qualitätsindikatoren auch patientenrelevante Outcomes (z.B. Hospitalisierung, Patientenzufriedenheit) positiv beeinflussen.