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Prävention zwischen Evidenz und Eminenz
15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 15.03.2014, Halle (Saale)

Vergleichende Wirksamkeit und Sicherheit von Screening und Beratung durchgeführt von nicht-ärztlichem und ärztlichem Personal. Ein systematischer Review (SR)

Meeting Abstract

Prävention zwischen Evidenz und Eminenz. 15. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Halle, 13.-15.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14ebmC2b

doi: 10.3205/14ebm014, urn:nbn:de:0183-14ebm0142

Veröffentlicht: 10. März 2014

© 2014 Kien et al.
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Gliederung

Text

Steigende Kosten im Gesundheitssystem sowie ein prognostizierter Mangel an ärztlichem Personal stellen die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung vor Herausforderungen. Ein Handlungsansatz stellt die Entlastung von ärztlichem Personal, durch den Einsatz von nicht-ärztlichem Personal dar. Ein SR untersuchte daher die Frage, ob Unterschiede in der Wirksamkeit und Sicherheit von Screeninguntersuchungen und Beratungsgesprächen auftreten, wenn diese von Angehörigen nicht-ärztlicher Berufsgruppen verglichen mit Ärzten bzw. Ärztinnen durchgeführt werden.

Wir führten eine systematische Literatursuche in mehreren Datenbanken (MEDLINE, Cochrane Library, CINAHL, Embase) im Zeitraum von Jänner 2000 – Juli 2013 durch, ergänzt um eine Suche nach grauer Literatur sowie Referenzen von einschlägigen Artikeln. Die Auswahl der Artikel erfolgte anhand vorab definierter Einschlusskriterien unabhängig von zwei Reviewer/innen. Auch die Beurteilung der Qualität der Studien sowie die Datenextraktion erfolgten dual. Wir beurteilten die Stärke der Evidenz nach GRADE.

Aus 3.076 Abstracts, identifizierten wir vier relevante Studien. Insgesamt zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede in Wirksamkeit und Sicherheit von bestimmten Screeninguntersuchungen (Mammogramm-Befundung, Koloskopie, sexuell übertragbare Erkrankungen) und Beratungsgesprächen (Brustkrebsrisiko) zwischen nicht-ärztlichen und ärztlichen Berufsgruppen. Ebenso waren die Beurteilung der Prozessqualität und die Akzeptanz der Empfehlungen für weitere Behandlungen und Untersuchungen ähnlich. Teilnehmer/innen von Screening-Koloskopien ausgeführt von nicht-ärztlichem Personal berichteten über höhere Zufriedenheitswerte. Weiters wies Pflegepersonal eine höhere Adenom-Erkennungs- und Entfernungsrate auf als ärztliches Personal. Bei Beratungsgesprächen konnten ebenfalls keine Unterschiede hinsichtlich der Nebenwirkungen der Beratung, der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie des Wissens der Frauen über Risikofaktoren festgestellt werden.

Basierend auf der als lediglich sehr niedrig zu bewertenden Evidenz kann bei entsprechender Schulung eine ähnliche Wirksamkeit und Sicherheit bei bestimmten Screeninguntersuchungen und Beratungsgesprächen zwischen nicht-ärztlichem und ärztlichem Personal erwartet werden. Bei einer Entscheidung über den Einsatz des Personals sind ebenfalls die Akzeptanz der Teilnehmer/innen, die damit verbundenen Kosten sowie Rahmenbedingungen der Implementierung zu berücksichtigen.