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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Die Qualität der fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern: Ist und Soll im Vergleich

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Katrin Balzer - Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • author Stefanie Butz - Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • Jenny Bentzel - Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • Dalila Boulkhemair - Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • author Dagmar Lühmann - Institut für Sozialmedizin, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP103

doi: 10.3205/13ebm098, urn:nbn:de:0183-13ebm0984

Veröffentlicht: 11. März 2013

© 2013 Balzer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Seit einigen Jahren steht die Qualität der ärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern in der Diskussion [1], [2]. Im Rahmen eines HTA, beauftragt durch das DIMDI, sollte überprüft werden, inwieweit es Belege für eine inadäquate fachärztliche Versorgung von Heimbewohnern in Deutschland gibt. Die zu untersuchende Forschungsfrage lautete: Inwieweit entspricht die Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen (Ist) den Anforderungen an die fachärztliche Versorgung laut evidenzbasierten Konsensusleitlinien (Soll)?

Material/Methoden: Die Beantwortung der Frage erfolgte mittels einer systematischen Literaturübersicht, inklusive kritischer Bewertung eingeschlossener Arbeiten [3], [4] und strukturiert-narrativer Informationssynthese. Zur Darstellung der Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen wurden Querschnitt- und prospektive Studien sowie Sekundärdatenanalysen mit Daten aus den Jahren 2000 bis 2011 eingeschlossen. Der Vergleich mit Leitlinienempfehlungen erfolgte beispielhaft für die Krankheitsbilder Demenz und Diabetes mellitus. Die empirischen Befunde wurden relevanten Empfehlungen gegenübergestellt.

Ergebnisse: Zum Versorgungs-Ist wurden Daten von 40 Kohorten ausgewertet. Ein oft hohes oder unklares Confounding-Risiko sowie statistische Unsicherheiten limitieren die Aussagekraft dieser Daten. Evidenzbasierte Empfehlungen für die fachärztliche Versorgung stammen aus sechs Leitlinien.

Im Vergleich zu den Empfehlungen stellt sich die (fach-)ärztliche Versorgung von Bewohnern mit Demenz in folgenden Bereichen als defizitär dar: ungenaue Demenzdiagnostik, Fehlversorgung mit Psychopharmaka (insbesondere Neuroleptika), Unterversorgung mit Antidementiva und mit Heilmitteln. Für Heimbewohner mit Diabetes mellitus wurde eine Unterversorgung hinsichtlich der Augenarztkontakte identifiziert.

Schlussfolgerung: Durch das gewählte Vorgehen konnten Bereiche der (fach-)ärztlichen Unter- oder Fehlversorgung ermittelt werden. Eine nähere Quantifizierung identifizierter Defizite oder die Bestimmung gesundheitlicher Folgen war nicht möglich, ebenso nicht eine genaue Trennung zwischen haus- und fachärztlicher Versorgung. Die gesichteten, auf ein Krankheitsbild ausgerichteten Leitlinien erwiesen sich nur begrenzt als Referenzgröße geeignet. Evidenzbasierte Qualitätsindikatoren, die die Besonderheiten multimorbider Populationen berücksichtigen, sowie aussagekräftigere versorgungsepidemiologische Daten sind für eine valide Bewertungsgrundlage erforderlich.


Literatur

1.
Hallauer J, Bienstein C, Lehr U, Rönsch H. SÄVIP – Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen. Hannover: Vincentz Network Marketing Service; 2005. Available from: http://www.zukunftsforum-demenz.de/broschueren/index.html (23.10.2010) Externer Link
2.
Rothgang H, Borchert L, Müller R, Unger R. GEK-Pflegereport 2008. Schwerpunktthema: Medizinische Versorgung in Pflegeheimen. Sankt Augustin: Asgard-Verlag; 2008. Available from: http://www.zes.uni-bremen.de/GAZESse/200901/GEK-Pflegereport-2008.pdf (23.10.2010) Externer Link
3.
Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN). Methodology Checklist 3: Cohort studies. Edinburgh; 2004. Available from: http://www.sign.ac.uk/methodology/checklists.html (25.02.2011) Externer Link
4.
The AGREE Collaboration. Development and validation of an International Appraisal Instrument for assessing the quality of clinical practice guidelines: the AGREE Project. Quality and Safety in Health Care. 2003;12(1):18-23.