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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Wie gelangen Leitlinien am besten in die allgemeinmedizinische Praxis?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Susanne Unverzagt - Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Kristin Bretschneider - Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Sektion Allgemeinmedizin, Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Matthias Ömler - Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Sektion Allgemeinmedizin, Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Andreas Klement - Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Sektion Allgemeinmedizin, Universität Halle-Wittenberg, Deutschland

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmP47

doi: 10.3205/13ebm062, urn:nbn:de:0183-13ebm0628

Veröffentlicht: 11. März 2013

© 2013 Unverzagt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) sind eine der häufigsten Ursachen für Tod bzw. Behinderung und führen zu hohen gesundheitsökonomischen Belastungen [1]. Hausarztpraxen nehmen bei der Vorbeugung, Behandlung und Nachsorge von CVD eine Schlüsselposition ein. Zu deren wirksamen primären und sekundären Prävention gilt es neuestes medizinisches Wissen in den Praxisalltag zu überführen. Ein vielversprechender Ansatz für den Wissenstransfer in die Praxis niedergelassener Hausärzte scheint die Einführung klinischer Leitlinien zu sein [2]. Ziel unseres Forschungsvorhabens ist die Analyse der Wirksamkeit unterschiedlicher CVD-bezogener Implementierungsstrategien zur Erhöhung der ärztlichen Adhärenz in einer systematischen Übersichtsarbeit.

Methoden: Neben der Wirksamkeitsanalyse (Führt die Implementierung von klinischen Leitlinien zu einer Steigerung der ärztlichen Adhärenz?) steht die Untersuchung der Effektivität verschiedener Leitlinienimplementierungsstrategien (z.B. Welche Strategie ist überlegen?) im Vordergrund. Das erfordert eine Klassifizierung der in den Studien berichteten Maßnahmen in Strategien. Hierzu kam das Klassifizierungssystem von Shojania (2004) zum Einsatz [3]. Diese beinhaltet neun unterschiedliche Strategien, von denen acht in den 81 von uns eingeschlossenen clusterrandomisierten Studien untersucht wurden. Es wurden alle untersuchten multimodalen Implementierungen (OR 1,19; 95% KI 1,04–1,36) und unimodalen Strategien mit Standardimplementierungen verglichen.

Ergebnisse: Eine mittlere Erhöhung der Arztadhärenz konnte durch die Änderungen der Organisationsstrukturen (OR 2,27; 95% KI 1,71–3,03), Fortbildungen für Ärzte (OR 1,80; 95% KI 1,25–2,59), Audit und Feedback (OR 1,40; 95% KI 1,13–1,75) und Remindersysteme (OR 1,32; 95% KI 1,17–2,93) erreicht werden. Patienteninformation wurden in nur einer Studie untersucht (OR 0,83; 95%KI 0,20–3,41). Zusätzlich erfolgte ein Vergleich von multi- und unimodale Strategien (OR 1,26; 95%KI 1,11–1,44). Vergleiche von multimodalen und unimodalen Strategien untereinander wurden bisher ausschließlich tabellarisch beschrieben.

Schlussfolgerung: Eine höhere Arztadhärenz wird in der Regel durch den Einsatz höherdimensionalen Strategien erreicht. Unsicherheit entsteht durch Studien mit geringerer Adhärenz in der Implementierungsgruppe oder extremen Adhärenzerhöhungen. Diese Studien werden gesondert diskutiert, wobei Effektgrößen bei patientenrelevanten Endpunkten berücksichtigt werden.


Literatur

1.
Nichols GA, Wang F, Pedula KL. Comparison of evidence-based versus non-evidence-based pharmacotherapy on the risk of cardiovascular hospitalization and all-cause mortality among patients with established cardiovascular disease. Am J Cardiol. 2010 Mar 15;105(6):786-91. DOI: 10.1016/j.amjcard.2009.11.008 Externer Link
2.
Grol R, Grimshaw J. From best evidence to best practice: effective implementation of change in patients' care. Lancet. 2003 Oct 11;362(9391):1225-30. DOI: 10.1016/S0140-6736(03)14546-1 Externer Link
3.
Shojania KG, McDonald KM, Wachter RM, Owens DK, eds. Closing the Quality Gap: A Critical Analysis of Quality Improvement Strategies (Vol. 1: Series Overview and Methodology). Rockville (MD): Agency for Healthcare Research and Quality (US); 2004. Available from: http://www.ahrq.gov/clinic/tp/qgap1tp.htm Externer Link