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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch: 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 17.03.2012, Hamburg

Die überarbeitete Methodik der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Meeting Abstract

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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm103

doi: 10.3205/12ebm103, urn:nbn:de:0183-12ebm1036

Veröffentlicht: 5. März 2012

© 2012 Matysiak-Klose et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Zielsetzung: Impfungen gehören zu den wirksamsten Präventionsmaßnahmen der modernen Medizin. Sie ermöglichen individuellen Schutz, aber auch, bei bestimmten Infektionen und Erreichen hoher Impfquoten, den Schutz der gesamten Bevölkerung durch Herdeneffekte. Im letzten Jahrzehnt wurden diverse Impfstoffe mit neuen und komplexen Technologien zugelassen, die zum Teil sehr teuer sind. Einige kommen nur bei speziellen Altersgruppen (z.B. Älteren oder jugendlichen Mädchen) zu Anwendung oder verhindern Erkrankungen, die – zumindest in Deutschland – nur selten tödlich verlaufen und/oder nur vereinzelt auftreten. Für die Entscheidung, Impfungen in den Impfkalender aufzunehmen, ist eine standardisierte und transparente Risiko-Nutzen-Bewertung nach vorgegebenen Kriterien notwendig. Damit soll ihre Qualität, Nachvollziehbarkeit und Akzeptanz erhöht werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut recherchiert und bewertet kontinuierlich Daten zu Impfstoffen und zur Epidemiologie impfpräventabler Erkrankungen. Sie erstellt Empfehlungen zur Durchführung von Schutzimpfungen, die von besonderem öffentlichem Interesse sind. Der Gemeinsame Bundessauschuss (G-BA) prüft diese nachfolgend. Sobald der G-BA eine Impfung in die Schutzimpfungsrichtlinie aufgenommen hat, wird diese zur Pflichtleistung der GKV. Die STIKO hat sich mit der Sitzung vom 10.11.2011 eine überarbeitete Methodik gegeben.

Methoden: Die Impfempfehlungen werden mit Hilfe eines Fragenkataloges erarbeitet. Für bestimmte Fragestellungen werden systematische Literaturrecherchen durchgeführt. Die Wirksamkeit und Sicherheit einer Impfung werden mithilfe der GRADE-Methodik bewertet. Dabei werden – sofern notwendig – auch Daten aus Beobachtungsstudien berücksichtigt, die initial mit dem Evidenzlevel 2 (Skala von 1-4) eingehen. Weitere Kriterien kommen anschließend beim Up- und Downgrading zur Anwendung.

Schlussfolgerungen: Als erste europäische Impfkommission übernimmt die STIKO zur Erarbeitung evidenzbasierter Impfempfehlungen die GRADE-Methodik. Eine erste Empfehlung wird aktuell unter Anwendung der neuen Methodik erarbeitet.


Literatur

1.
Guyatt GH, Oxman AD, Schünemann HJ, Tugwell P, Knottnerus A. GRADE guidelines: A new series of articles in the Journal of Clinical Epidemiology. Journal of Clinical Epidemiology. 2011;64:380-2.
2.
Schünemann H, Hill S, Guyatt G, Akl EA, Ahmed F. The GRADE approach and Bradford Hill’s criteria for causation. J Epidemiol Community Health. 2011;65:392-5.