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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch: 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 17.03.2012, Hamburg

Patientenvertretung in der Geburtshilfe – Wunsch und Realität

Meeting Abstract

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Komplexe Interventionen – Entwicklung durch Austausch. 13. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 15.-17.03.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12ebm065

doi: 10.3205/12ebm065, urn:nbn:de:0183-12ebm0658

Veröffentlicht: 5. März 2012

© 2012 Schäfers.
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Gliederung

Text

Die Geburtshilfe in Deutschland ist durch zunehmende Interventionsraten gekennzeichnet. Dies gilt vor allem für die Gruppe Frauen, deren Schwangerschaftsverlauf zuvor als absolut unauffällig eingestuft wurde [1]. Während eine Menge Daten zum kindlichen Wohlbefinden in den Wochen und Monaten nach der Geburt erhoben werden, ist über das Wohlbefinden der Mütter so gut wie nichts bekannt.

In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden die Einschätzungen von 1.029 gesunden Erst- und Mehrgebärenden hinsichtlich ihrer subjektiven Krankheitslast und ihrer subjektiven Gesundheit (SGH) acht Wochen (t1) und sechs Monate (t2) nach der Geburt ihres Kindes analysiert. Die Daten wurden im Rahmen zweier Studien zum Versorgungskonzept Hebammenkreißsaal der Hochschule Osnabrück unter Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (FKZ 01 GT 0616) erhoben. 86,7% (n=892) der Studienteilnehmerinnen erlitten geburtsbedingte Verletzungen. 42,5% (n=379) davon waren iatrogen bedingt. Zu t1 berichteten 17,9% (n=160) von verletzungsbedingten Beschwerden. Zu t2 erhöhte sich der Anteil auf 24,6% (n=219). Ein Viertel der Studienteilnehmerinnen gab sowohl zu t1 als auch zu t2 ein negatives Geburtserleben an. Neben der subjektiven Krankheitslast und sozioökonomische/-demographischen Aspekten erhöhten diese geburtsspezifische Aspekte die Chance auf eine beeinträchtigte SGH um 60–70% [2].

Die Gruppe der Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen wird in Gremien zur geburtshilflichen Qualitätsentwicklung von Männern vertreten, die sich in der Ausübung ihres Amtes nur auf die bestehende Datenlage zum kindlichen Outcome beziehen (können). Bei steigenden Interventionsraten, die das kindliche Outcome in den vergangenen Jahren nicht verbessert haben [1], muss in der Qualitätsentwicklung die Perspektive der betroffenen Frauen integriert werden. Bezweifelt wird, ob dies unter den derzeitigen Bedingungen in ausreichendem Maße geschieht.


Literatur

1.
Schwarz C. Entwicklung der geburtshilflichen Versorgung – am Beispiel geburtshilflicher Interventionsraten 1984–1999 in Niedersachsen. Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktorin der Gesundheitswissenschaften/Public Health (Dr. P.H.). Berlin: Technische Universität, Fakultät VII – Wirtschaft und Management; 2008.
2.
Schäfers R. Subjektive Gesundheitseinschätzung gesunder Frauen nach der Geburt eines Kindes. Self-rated health (SRH) and health-related quality of life (HRQoL) in women after childbirth. Münster: Monsenstein & Vannerdat; 2011