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Experimentelle Überprüfung eines Ansatzes zur Information über die Qualität und Integrität von Risikoabschätzungen
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Veröffentlicht: | 5. März 2012 |
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Die Heterogenität von Risikobewertungen – z.B. bezüglich der Exposition mit elektromagnetischen Feldern (EMF) – impliziert für die Öffentlichkeit die Frage, welche Abschätzung valide ist. Da Laien die Expertise fehlt, um die Qualität der verschiedenen Risikoanalysen zu beurteilen, greifen sie auf Heuristiken zurück, die allerdings zu einem „Myside“-Bias [1] führen können.
Wie über Risikoabschätzungen informiert werden sollte, damit sich Laien ein hinreichendes Urteil über die Vertrauenswürdigkeit dieser Abschätzungen bilden können, ist Gegenstand unserer Untersuchung. Analog zu EbM-Ansätzen der Patienteninformation wurden 22 Kriterien entwickelt, die Nicht-Experten helfen sollen, die Vertrauenswürdigkeit von Risikoabschätzungen zu bewerten. In einem 1-faktoriellen Online-Experiment mit Ärzten (N=68) sowie interessierten Laien (N=233) wurde geprüft, wie diese 22 Kriterien bei EMF-Risikoanalysen gewichtet werden. In einer Versuchsbedingung wurden den Teilnehmern informiert, dass die Risikobewertung des Mobilfunks ein Risiko anzeigt, in der anderen wurde mitgeteilt, dass die Bewertung auf kein Risiko hinweist.
Die Ergebnisse zeigen eine hohe Konsistenz zwischen den beiden Versuchsbedingungen und den beiden Untersuchungsgruppen. ANOVA´s weisen nur auf wenige signifikante Unterschiede bei der Gewichtung der Kriterien hin. Hoch gewichtet werden vor allem Informationen über die „Angemessenheit der Schlussfolgerungen aus den Kernaussagen der Risikobewertung“ sowie die „explizite Angabe von Unsicherheiten in der Risikobewertung“. Das geringste Gewicht erhalten dagegen Informationen über „Möglichkeiten der Stellungnahme von Öffentlichkeit und Interessensgruppen zu einem ersten Entwurf der Risikobewertung“ sowie über „Vorhandensein spezieller Vorkehrungen und Verfahren, um auch auf politische und öffentliche Debatten um die Risikobewertung einzugehen“.
Die Befunde weisen darauf hin, dass16 der 22 Kriterien durchaus als hilfreich erachtet werden können, wenn es darum geht, informierte Vertrauensbeurteilungen zu ermöglichen.