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EbM & Individualisierte Medizin
12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24.03. - 26.03.2011, Berlin

Verändert eine einzelne Continued Medical Education (CME)-Maßnahme das Verordnungsverhalten? Ergebnisse aus dem Disease Management Programm (DMP) Koronare Herzkrankheit in der Region Nordrhein

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Bernd Hagen - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Deutschland
  • author presenting/speaker Lutz Altenhofen - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Deutschland
  • author presenting/speaker Sabine Groos - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Deutschland
  • author presenting/speaker Jens Kretschmann - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, Deutschland

EbM & Individualisierte Medizin. 12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 24.-26.03.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11ebm68

doi: 10.3205/11ebm68, urn:nbn:de:0183-11ebm689

Veröffentlicht: 23. März 2011

© 2011 Hagen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Wie stark wirkt sich eine singuläre CME-Maßnahme auf das ärztliche Handeln aus? Den an dem DMP Koronare Herzkrankheit (KH) teilnehmenden Ärzten wurde ein CME-Beitrag zur antihypertensiven Versorgung von Patienten angeboten. Veränderte sich danach das Verordnungsverhalten von CME-Teilnehmern vs. Nicht-Teilnehmern?

Material/Methoden: Im Rahmen des DMP KH erhielten 3.495 Ärzte als Zusatzbericht zu dem Feedback-Bericht des 2. Halbjahrs 2005 den CME-Beitrag „Differenzialtherapie mit Kalziumantagonisten“. Zwischen 2005 und 2008 wurde die Verordnung von Kalziumantagonisten (CAA), ACE-Hemmern (ACE) und Beta-Blockern (BB) sowie die Veränderung des Blutdrucks der Patienten mit Herzinsuffizienz explorativ analysiert.

Ergebnisse: 428 Ärzte (12%) beteiligten sich an der CME-Maßnahme. 2005 betreuten diese 955 Patienten mit einem Herzinsuffizienzschweregrad von NYHA 2–3, die bis 2008 weiterverfolgt werden konnten (5.092 Patienten bei Nicht-CME-Teilnehmern). 2005 erhielten 28,1/29,9% dieser Patienten CAA (p=.28), 2008 27,6/31,2 % (p=.06). BB erhielten 2005 78,9/74,6% (p=.02) und 2008 80,5/78,1% (p=.15), ACE 2005 69,9/72,8% (p=.08) und 2008 74,6/73,6% (p=.59), BB kombiniert mit ACE 2005 53/54,8% (p=.33) und 2008 59,5/58,2% (p=.54) der Patienten jeweils von Teilnehmern vs. Nicht-Teilnehmern. Der systolische Blutdruck sank bei den Patienten der Teilnehmer von 129,1 auf 128,5 mmHg (p=.43), bei denen der Nicht-Teilnehmer von 131,7 auf 129,9 mmHg (p<.001).

Schlussfolgerung/Implikation: Die CME-Beteiligung ist mit knapp einem Achtel aller adressierten Ärzte als typisch anzusehen. Die Auswirkungen einer einzelnen Maßnahme auf das Verordnungsverhalten erwiesen sich als sehr schwach: CAA erhielten herzinsuffiziente Patienten von Teilnehmern am Ende der Beobachtungszeit lediglich tendenziell seltener. BB erhielten bei Beginn die Patienten von Teilnehmern deutlich häufiger, die Kombinationsverordnung nahm in beiden Gruppen leicht zu, jedoch unterschiedslos. Der systolische Blutdruck der Patienten wurde nur bei den Patienten von Nicht-Teilnehmern signifikant abgesenkt, bei denen von Nicht-Teilnehmern lag er von Beginn an auf einem niedrigeren Niveau. Die Teilnahme an einer CME-Maßnahme kann somit als selbstselektiver Akt angesehen werden. Um deutlichere Effekte zu bewirken, sind vermutlich ergänzende bzw. wiederholte Interventionen notwendig.