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EbM & Individualisierte Medizin
12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24.03. - 26.03.2011, Berlin

Instrumente zur individualisierten Risikoprognostizierung der kardiovaskulären Erkrankungen in Deutschland

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Vitali Gorenoi - MHH, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
  • Matthias P. Schönermark - MHH, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
  • Anja Hagen - MHH, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland

EbM & Individualisierte Medizin. 12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 24.-26.03.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11ebm67

doi: 10.3205/11ebm67, urn:nbn:de:0183-11ebm676

Veröffentlicht: 23. März 2011

© 2011 Gorenoi et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Zur individualisierten Prognostizierung eines Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen werden Risikoprognoseinstrumente (RPI: Gleichungen, Punktescores bzw. Tabellendiagramme) auf Basis der Datenauswertung einer Population abgeleitet. Die Übertragbarkeit der RPI auf andere Populationen sowie die Vergleichbarkeit verschiedener RPI ist unklar.

Material/Methoden: Eine Literaturrecherche wurde in den elektronischen Datenbanken MEDLINE, EMBASE etc. im April 2008 durchgeführt und durch eine ausführliche Handsuche vervollständigt. In die Bewertung wurden Publikationen über RPI für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Publikationen mit Angaben zur externen Validierung bzw. zum Vergleich dieser RPI untereinander einbezogen. Als Kriterien der Validität wurden Kalibrierung und Diskrimination eingesetzt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 38 Publikationen mit Beschreibungen von RPI und 29 Veröffentlichungen mit Angaben zur Validität (ggf. auch Vergleichbarkeit) der RPI identifiziert.

Die meisten RPI basieren auf der amerikanischen Framingham-Kohorte, komplett auf die deutsche Bezugspopulation stützt sich ausschließlich PROCAM-RPI. Es werden bei den RPI verschiedene Variablen und verschiedene kardiovaskuläre Ereignisse als Endparameter betrachtet. Die Zeitspanne für prognostizierte Ereignisse beträgt meistens 10 Jahre.

Angaben zur Kalibrierung der RPI werden in den Studien selten präsentiert, dabei in keiner aus Deutschland. Nur in einzelnen Studien liegt die Kalibrierung im Bereich von 0,9 bis 1,1. Viele Studien zeigen einen Wert für die Diskrimination der RPI zwischen 0,7 und 0,8, wenige zwischen 0,8 und 0,9 und keine über 0,9 (Bestwert 1,0). In den Studien für die deutsche Population liegt dieser Wert fast ausschließlich zwischen 0,7 und 0,8. Es liegen bislang keine Studien zum Vergleich von verschiedenen RPI an der deutschen Population vor.

Schlussfolgerung/Implikation: Als die wichtigste limitierende Komponente bezüglich der Übertragbarkeit von RPI wird die geografische Varianz der kardiovaskulären Morbidität und Mortalität angeführt. Die bislang publizierten RPI für kardiovaskuläre Erkrankungen sind an der deutschen Population nicht ausreichend validiert. Ihre Anwendung kann zur Risikofehleinschätzung bei einzelnen Patienten führen. Diese RPI sind für die individualisierte Prävention nur mit kritischer Vorsicht anzuwenden.