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EbM & Individualisierte Medizin
12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24.03. - 26.03.2011, Berlin

Priorisierung und Gewichtung von patientenrelevanten Endpunkten am Beispiel der chronischen Hepatitis C Therapie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Charalabos-Markos Dintsios - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
  • author Axel Mühlbacher - Institut Gesundheitsökonomie und Medizinmanagement, Neubrandenburg, Deutschland
  • author John Bridges - Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, Baltimore, Vereinigte Staaten
  • author Susanne Bethge - Institut Gesundheitsökonomie und Medizinmanagement, Neubrandenburg, Deutschland
  • author presenting/speaker Anja Schwalm - Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland
  • author Matthias Nübling - GEB: Gesellschaft für Empirische Beratung mbH, Denzlingen, Deutschland

EbM & Individualisierte Medizin. 12. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 24.-26.03.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11ebm28

doi: 10.3205/11ebm28, urn:nbn:de:0183-11ebm283

Veröffentlicht: 23. März 2011

© 2011 Dintsios et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Gemäß SGB V und den Methoden des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beziehen sich die patientenrelevanten Endpunkte (PRE) bei der (Kosten-)Nutzenbewertung von Gesundheitstechnologien auf Mortalität, Morbidität und gesundheitsbezogene Lebensqualität. In der Therapie der chronischen Hepatitis C scheinen unterschiedliche PRE eine wichtige Rolle zu spielen (z.B. Andauernde virale Antwort, unerwünschte Ereignisse, Patientenaufwand). Im Rahmen von gesundheitsökonomischen Evaluationen nach dem Effizienzgrenzkonzept ist wiederum eine endpunktspezifische Gewichtung wünschenswert. Um dies zu bewerkstelligen ist eine Gewichtung der jeweiligen Endpunkte durch Patienten von Interesse. Eine mögliche Vorgehensweise hierfür stellt die Conjoint Analyse dar, eine etablierte präferenzbasierte multikriterielle Erhebungsmethode.

Material/Methoden: Alle relevanten Charakteristika der chronischen Hepatitis C Therapie wurden durch ein Literaturreview, Fokusgruppen und Experteninterviews identifiziert. Für die Conjoint Analyse wurden 7 Attribute mit jeweils 3 Ausprägungen ausgewählt. Die Inhalts-Validität wurde durch qualitative Erhebungen gewährleistet, um sicher zu gehen, dass das gesamte Spektrum der Präferenzen hinsichtlich der antiviralen Therapie repräsentiert wird. Alle Attribute wurden im Rahmen der durchgeführten Fokusgruppengespräche und Prätests mit Patienten und Experten für relevant befunden. Die Präferenzen zur Gewichtung von Endpunkten wurden im Rahmen eines Discrete Choice Experiments mittel Conjoint Analyse unter Verwendung eines orthogonalen Designs erhoben. Die befragten Patienten und Experten erhielten unterschiedliche Fragebogen. Die Ergebnisse wurden anhand eines Random Effects Logit Modells gewonnen.

Ergebnisse: 309 Patienten und 21 Experten haben die spezifischen Fragebögen ausgefüllt. Pateinten und Experten haben die entsprechenden Endpunkte in annähernd gleicher Reihenfolge priorisiert, aber unterschiedlich gewichtet. Die andauernde virale Antwort erhielt das größte Gewicht gefolgt von der Applikationshäufigkeit (Patienten) bzw. Therapiedauer (Experten), welche keinen Endpunkt im eigentlichen Sinn darstellt (p<0,001).

Schlussfolgerung/Implikation: Die Erhebung konnte zeigen, wie Conjoint Analyse zur empirischen Untermauerung der Gewichtung von patientenrelevanten Endpunkten eingesetzt werden kann. Die Ergebnisse können sowohl zur Endpunktgewichtung im Rahmen von (Kosten-)Nutzenbewertungen eingesetzt werden, als auch Anreize für neue Therapieentwicklungen bei chronischer Hepatitis C liefern.