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Evidenz und Entscheidung: System unter Druck
10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

05.03. - 07.03.2009 in Berlin

Empfehlungen – eine unterschätzte Herausforderung in Leitlinien

Meeting Abstract

Evidenz und Entscheidung: System unter Druck. 10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 05.-07.03.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09ebmP1.1

doi: 10.3205/09ebm032, urn:nbn:de:0183-09ebm0321

Veröffentlicht: 4. März 2009

© 2009 Hasenbein et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund

Empfehlungen stellen die Quintessenz von Leitlinien dar. Sie fassen Expertenmeinung und externe Evidenz zusammen und sollen informieren und motivieren. Insofern sind Inhalt und Form von Empfehlungen zentrale Elemente von Leitlinienqualität.

Vor diesem Hintergrund sollten Handbücher für die Leitlinienerstellung hinsichtlich ihrer Anleitungen für die Darstellung von Empfehlungen miteinander verglichen werden.

Methoden

Mit einer strukturierten Dokumentenanalyse wurden alle im Juni 2008 auf der Internetseite des Guideline International Network (GIN) registrierten und verfügbaren Manuale zur Leitlinienerstellung untersucht.

Ergebnisse

Von 198 Datenbankeinträgen wurden 17 Handbücher aus 7 Ländern und 4 internationalen Autorengruppen in die Analyse einbezogen. Die Manuale waren maximal 10 Jahre alt. Sie umfassten 3 bis 89 Seiten, von denen maximal 12% der Gestaltung der Empfehlungen beinhalteten.

In nur einem Handbuch konnte eine explizite Definition von „Empfehlung“, in einem weiteren Manual eine implizite Definition von „Kernempfehlung“ identifiziert werden. In 4 Handbüchern wurden wenig näher erläuterte Empfehlungsarten angesprochen (z.B. klinische und Forschungsempfehlungen). Die meisten Manuale bezogen sich auf inhaltliche Hinweise (z.B. Verwendung von Empfehlungs- und Evidenzgraden, Darstellung von Handlungsoptionen). Auch formale Anforderungen an Empfehlungen (z.B. Verständlichkeit, Knappheit, Handlungsorientiertheit) waren zu finden, die jedoch kaum operationaliert wurden. Selten und uneinheitlich lagen Hinweise für eine geeignete Struktur, Formulierung und Platzierung von Empfehlungen in Leitlinien vor.

Schlussfolgerung/Implikation

Die ausgewerteten Manuale liefern nur sehr limitierte und heterogene Hilfestellungen für Gestaltung und Präsentation von Empfehlungen. Entsprechende Hinweise sind kaum wissenschaftlich begründet und selten konkretisiert. Es erscheint erforderlich, Vorschläge für eine Definition von Empfehlungen sowie ihre interne Strukturierung zu unterbreiten. Bisherige Forschungsergebnisse, Erfahrungen von Leitlinienautoren und teilweise vorhandene Standards (z.B. Statement of the Conference on Guideline Standardization) sollten bei der Überarbeitung der Handbücher genutzt werden.


Literatur

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Shiffman RN, Shekelle P, Overhage MJ, Slutsky J, Grimshaw J, Deshpande AM. Standardized reporting of Clinical Practice Guidelines: A proposal from the Conference on Guideline Standardization. Ann Intern Med. 2003;139:493-98.
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