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Evidenz und Entscheidung: System unter Druck
10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

05.03. - 07.03.2009 in Berlin

Die Binnenstruktur ärztlicher Rationierung – Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter deutschen Klinikern

Meeting Abstract

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Evidenz und Entscheidung: System unter Druck. 10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 05.-07.03.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09ebmV5.4

doi: 10.3205/09ebm024, urn:nbn:de:0183-09ebm0240

Veröffentlicht: 4. März 2009

© 2009 Strech et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund

Durch die Umstellung auf ein prospektives Vergütungssystem (DRGs) hat der Kostendruck in deutschen Krankenhäusern in den letzten Jahren weiter zugenommen. Verschiedene Umfragestudien konnten aufzeigen, dass auch in deutschen Kliniken medizinische Leistungen rationiert werden. Dabei existieren wenig systematische Informationen darüber, in welchen Situationen, anhand welcher Kriterien, mit welchen Strategien und mit welchen Auswirkungen Leistungen rationiert werden.

Methoden

Ein Fragebogen zur Erfassung der relativen Häufigkeiten von in vorausgehenden qualitativen Interviews identifizierten Rationierungsstrategien und –kriterien, Anwendungsbereichen von Rationierung und praktischen Konsequenzen auf die Arbeitswelt von Klinikern wurde von einer interdisziplinären Forschergruppe erstellt und pilotgetestet. Der Fragebogen wurde an alle ärztlichen Mitarbeiter der Abteilungen für Kardiologie oder Intensivmedizin eines bundesweiten, randomisiert-stratifizierten Samples von 152 Kliniken verschickt.

Ergebnisse

An der Studie nahmen 524 Kliniker teil (Rücklaufrate 46%). Deutsche Kliniker versuchen dem Kostendruck vorrangig mit Rationalisierungen entgegenzutreten. Darüber hinaus werden, wenn auch seltener, Strategien wie u.a. frühzeitige Entlassung oder abwartendes Offenhalten angewandt, um in bestimmten Fällen auch die Anwendung kostenintensiver Maßnahmen mit potentiellem Zusatznutzen zu vermeiden. Bei der Entscheidungsfindung zur Leistungsbegrenzung spielen neben dem Schweregrad der Erkrankung in unterschiedlichem Ausmaß auch die Akuität der Erkrankung, das Patientenalter und die individuellen Wertvorstellungen von Patient und Arzt eine Rolle.

Schlussfolgerung/Implikation

Die Ergebnisse der Umfragestudie legen nahe, dass die in Deutschland gegenwärtig bereits stattfindende ärztliche Rationierung medizinischer Maßnahmen durch eine starke Inkonsistenz geprägt ist. Grund hierfür sind die verschiedenartigen Strategien und Kriterien, welche zur Umsetzung von Leistungsbegrenzungen angewendet werden.