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EbM 2008: Evidenzbasierte Primärversorgung und Pflege
9. Jahrestagung Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und
Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.
Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft

22.02. - 23.02.2008 in Witten

Benötigen wir zusätzliche systematische Reviews, wenn Ergebnisse aus hochwertiger Sekundärliteratur vorliegen?

Meeting Abstract

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Evidenzbasierte Primärversorgung und Pflege. 9. Jahrestagung Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin und Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft. Witten, 22.-23.02.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08ebmV111

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/ebm2008/08ebm39.shtml

Veröffentlicht: 12. Februar 2008

© 2008 Großelfinger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund

Die Zahl systematischer Reviews (SR) und Health technology assessments (HTAs) auf der Basis von Primärliteratur nimmt ständig zu. Im medizinischen Umfeld wurden bereits 2003 täglich ca. 4 SRs veröffentlicht. In Anbetracht beschränkter Ressourcen muss die Erstellung eines neuen SR dann hinterfragt werden, wenn die Zusammenfassung der Ergebnisse vorhandener systematischer Sekundärliteratur (SSL) zu einer vergleichbaren Ergebnissicherheit führt.

Auf der Basis vorhandener Literatur zur Bewertung der Methodik und Qualität von SRs schlagen wir einen Entscheidungsalgorithmus vor, der sich auf 5 quantifizierbare Aspekte stützt. Sie sollen vorab eine Einschätzung ermöglichen, in wieweit ein neu erstellter SR die vorhandene Evidenz wesentlich erweitern kann.

Methoden

Die vorgeschlagene Entscheidungsmatrix leitet sich aus den folgenden 4 Eigenschaften der SRs und dem Ergebnis einer aktuellen Update-Recherche ab: (1) die Anzahl der zu einem Thema vorhanden SSL (inklusive Anzahl betrachteter Primärstudien und Patienten); (2) die Qualität der vorhandenen SSL (inklusive der Offenlegung von Interessenskonflikten seitens der Autoren); (3) die Vollständigkeit der Suchstrategien; (4) die nicht erklärbare Heterogenität in der vorhanden SSL; (5) die Übereinstimmung der vorhandenen Ergebnisse mit denen der Update-Recherche.

Ergebnisse

Die Entscheidungsmatrix enthält 17 logische Konstellationen. In 3 Fällen sehen wir eine ausreichende Entscheidungssicherheit gegeben: (1) Es ist genügend SSL mit hoher Qualität, umfassender Suchstrategie und konsistenten Ergebnissen im Einklang mit der Update-Recherche vorhanden. (2) wie (1), aber ohne umfassende Suchstrategien – allerdings erweisen sich die Ergebnisse als konsistent und in Einklang mit der Update-Recherche. (3) wie (1), allerdings kommt die SSL zu dem Ergebnis, dass es nicht genügend Evidenz aus Primärstudien gibt um die Forschungsfrage zu beantworten und die Update-Recherche findet keine weiteren relevanten Studien.

In allen anderen Situationen darf von einem neuen SR ein relevanter Informationsgewinn erwartet werden.

Schlussfolgerung/Implikation

Die rapide anwachsende Zahl hochwertiger SSL stellt HTA-Organisationen vor die Herausforderung diese Evidenzquelle nutzbar zu machen. Wir haben 3 schlüssige Situationen spezifiziert, in denen die beste verfügbare Evidenz aus vorhandener SSL gewonnen werden kann, ohne dass ein ressourcenintensiver neuer SR erstellt werden muss.


Literatur

1.
Oxman AD, Guyatt GH. Validation of an index of the quality of review articles. J Clin Epidemiol. 1991;44(11):1271-8.
2.
Assendelft WJ, Koes BW, Knipschild PG, Bouter LM. The relationship between methodological quality and conclusions in reviews of spinal manipulation. JAMA. 1995;274(24):1942-8.
3.
Jadad AR, Cook DJ, Browman GP. A guide to interpreting discordant systematic reviews. CMAJ. 1997;156(10):1411-6.